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Das Fresko von Herculaneum
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Lyra wird gespielt von Amoretten. Eine zupft das Instrument während der
Andere mit einem Plektrum über die Saiten streicht. Dabei drückt er
einen Hebel. Dieser Hebel wurde im 20. Jahrhundert erfunden und nennt
man umgangsdeutsch Jammerhaken.
3D-Modell der rekonstruierten Lyra Konstruktion und Bau Archäologie in Krefeld
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Idee zum Bau der Lyra wurde durch die weiteren Besonderheiten die am
Fresko zu finden sind ausgelöst. Nämlich einzelne kegelige Aufsätze. Dies
wurden von Dr. Arnd Adje Both (Deutsches Archäologisches Institut,
Berlin) als Resonanzverstärker angesprochen. Solche Objekt kannte man
bisher aus der Antike nur als Schallgefäße. Diese wurden zur besseren
Akustik in römische Theater eingebaut. Die Schallkörper werden in die
Decke der Lyra eingebaut. Anschließend werden elektronische Messungen
durchgeführt. Diese zeigen ob es eine Verbesserung der Klangqualität
schon in der Antike gab.
Experimentelle
Archäologie lautet das Stichwort.
Der folgende Stream zeigt die Lyra im ersten
3D-Entwurf.
Videofilm
4
Film: Dipl.-Ing.
Detlef Stender, Lyranachbau
ntik
erhaltene Zupfinstrumente haben sich nur in Ägyptischen Gräbern
erhalten
(Bild 2).
Hier zeigt sich, dass der Instrumentenbau sehr weit
entwickelt war. Bei diesem Instrument sind schon die grundlegenden
Konstruktionsprinzipien erkennbar. Die beiden Arme aus massivem Holz.
Der Querholm mit den Saitenspannelementen und der eigentliche
Schallkörper. Die Saiten werden über einen stegartigen Kasten geführt. Die Schwingung
der Saiten können so direkt auf den Resonanzkörper der Decke
übertragen werden. Am entstehen des Tons ist der Boden zwar beteiligt.
Die Hauptrolle spielt aber die Decke des Instruments.
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Bild 1 Lyra
Die Leier aus den Königsgräbern
von Ur in Mesopotamien
aiteninstrumente
gibt es bereits seit mehr als 4700 Jahren. Leonhard Wooley, fand in den
Königsgräben von Ur eine Lyra die restauriert etwa wie auf dem Bild
ausgesehen hat. Das Original wurde als Gipsabdruck archäologisch
gesichert. Das auf dem Bild dargestellte Instrument ist ein Nachbau. |
Bild 2 Lyra
Leier aus einem Ägyptischen Grab
Große dekorative Leier
18. Dynastie, ca. 1550-1292 v. Chr. Holz
Fayum
H. 73 cm
Inv. - Nr. AM 10247. Der Kasten dient als
Resonanzboden, die Saiten gingen vom
Waagerechten Stab zum Vorbau.
Die beiden Vertikalstäbe sind mit Pferdeköpfen,
der Holzstab mit einem Entenkopf und einer Blume
verziert.
Quelle: Verein zur Förderung des Ägyptischen
Museums Berlin e. V.
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Bild 3 Lyra
Lyra spielende Frau aus der Villa
Rustica beim Dorf Boscoreale am Fuße des Vesuvs
L
Lyra spielende Frau -
Wandgemälde in Raum H in der Villa des Publius Fannius Synistor.
Zu sehen ist eine Lyra, die der
konstruierten aus Herculaneum sehr ähnlich ist. Zu erkennen ist
die Größe und die Spielweise des Instruments.
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3 Grundlegende Konstruktion
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Bild 1 Lyra
Die Lyra besteht aus
einem Schallkörper und den beiden "hörnerartig" gebogenen Teilen. Ein
Querholm nimmt die Saitenkräfte auf. Die gemalte Lyra aus Herculaneum
zeigt viele Besonderheiten. Das wurde durch die originalgetreue
Wiedergabe des Malers erreicht.
Die Hölzer auf dem Bild
bestehen aus zwei Holzarten. Einem dunkelbraunem und hellem Holz.
Der Verf. hat sich bei der Auswahl der Tonhölzer sich für Mahagoni (dunkles
Holz), Ahorn und Fichte entschieden. Die Decke besteht aus Fichte. Boden
und Zarge aus Ahorn. |
Bild 2 Lyra
Bei der Rekonstruktion
wurden moderne Bautechniken des Instrumentenbaus angewendet. In der
Antike war es anders. Hier wurden die Hölzer oftmals ausgehöhlt und
anschließend mit einer Decke verschlossen. Die Einbauten der tragenden
Teile bestanden aus Massivholz. |
Bild 3 Lyra
Auf diesem Bild sehen
wir bereits das fast fertige Instrument. In den 4 Schallöchern werden
die Helmholtzresonatoren eingebaut. Das Tremolo ist noch nicht
konstruiert. Hier hat der Maler leider wichtige Details nicht gemalt, so
dass eine mechanische Konstruktion noch erstellt werden muß.. |
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Konstruktive Details des Fresko
Alle Details wurden direkt aus dem Fresko aus Herculaneum abgeleitet.
Die Konstruktionen wurde in 3D-Ausgeführt. Da der Maler das Instrument
ebenfalls perspektivisch darstellte, konnte man sich den genauen
Proportionen sehr gut annähern.
Infomationen zum Fresko und die technische Lösung |
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Die gedrechselten Enden am Querholm. |
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Die kegeligen Aufsätze waren vermutlich
aus Bronze gefertigt. Aus dem Schalloch ragt so ein Teil 4x heraus.
Archäologie in Krefeld nimmt an, das es Helmholtz- Resonatoren waren. Im
Experiment wird das überprüft werden. Nun liegt das Ergebnis vor. Die
kegeligen Aufsätze dienen nicht zur Klangverbesserung. |
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Das Ergebnis mit den Resonatoren. Die
Tonqualität nimmt rapide ab. Man kann nur vermuten, dass die kegeligen
Aufsätze nur zur Zierde dienten. |
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Das Ergebnis mit den geöffneten
Schalllöchern ist eindeutig. Der Ton ist kräftig und andauernd. |
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Der bogenförmig gestaltete Querbalken
für die Aufnahme der Saiten. Da die Randabstände auf dem Fresko sehr
gering ausfallen, wurde der Balken mit einer Knochenplatte verstärkt. |
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Der Querbalken auf dem Fresko. Saiten
enden kurz vor dem Balken. Sie verschwinden im Holz. Daher hat der
Verfasser die 12 Saiten an den Wirbeln mittig angeordnet. Das seltsame
Brettchen, das direkt am Joch angebunden ist, bereitete Probleme. Waren
auf ihm Bündchen angeordnet? Berechnungen, womit man Bundabstände
ermittelt, ergaben ein zu "langes Brett". Für einen Knochensteg aber machte die
Konstruktion Sinn. Der Maler hat, wenn
man genau hinschaut, einen Schattenstrich angedeutet. Das wäre ein
deutlicher Hinweis auf das Vorhanden sein eines Stegs. |
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Das vom Verf. im Fresko erkannte Tremolo
(Jammerhaken). Deutlich erkennt man zwei Hebel mit dem die Saiten
gestreckt wurden. Diesen Klang kennt jeder. Er wurde 1929 erfunden.
Bereits im Jahr 1929 meldete Clayton
„Doc“ Kaufmann sein „Kaufmann Vibrola“-Tremolo zum Patent an.
Leider
eigentlich zu spät. Bereits um 78 n. Chr. hat eine Römer diese Erfindung
gemacht. |
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Die Tremolo-Rekonstruktion in einer 3D Ansicht. |
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Das Tremolo schematisch dargestellt.
Konstruktive Änderungen wird es geben, da dieses Detail noch nicht
vollkommen fertiggestellt ist. Der Maler hat dieses Teil in Silber gemalt. Es war
vermutlich Bronze versilbert. Eisen hätte bei so einem edlen Instrument
Rost angesetzt. Archäologie in Krefeld wird es in Eisen herstellen und
galvanisch versilbern lassen. So wird die Lyra einmal authentisch aussehen. |
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Selbst das Plektrum hat der Maler
detailgetreu gemalt. Interessant ist, dass das Plektrum mit 30 mm genau
die selbe Größe hat wie heutigen Plektren. Das Plektrum war dünn und aus Silber
oder Horn. Es war in
Holz geschäftet. An einer Schnur hing ein Anhänger aus Holz geschnitzt.
Die Form erinnert an einen Fischkopfes. |
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Das Plektrum in der 3D Ansicht. Welcher
Klang wird sich bei der Verwendung einstellen? |
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Das nachgebaute Plektrum vom Fresko.
Der Anschlag mit dem Plektrum stellte sich als sehr gut heraus. Je nach
dem, wo auf der Saite angeschlagen wurde, konnte ein weicher und ein
harter Anschlag erzielt werden. |
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Die Wirbel auf der Rückseite des
Instruments sind nicht zu sehen. Die Abstände werden durch die
Saitenabstände bestimmt. Es muß also ein Hilfswerkzeug für das
Verstellen der Wirbel gegeben haben. Das konstruierte Gerät funktioniert
sehr gut um diese Aufgaben zu erfüllen. |
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Die Ergebnisse der Rekonstruktion im
Überblick. |
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ie
Lyra ist zumindest was die Originalität betrifft einzigartig. Da
es keine Originalfunde aus dieser Zeit gibt, ist es ein
besonderes Vergnügen die Stimme des Instruments nach 2000 Jahren
wieder erklingen zu lassen.
Technische Daten der Lyra |
Lyra: |
1. Jahrhundert, röm. |
Herkunft: |
Fresko Herculaneum |
Höhe: |
800 mm |
Breite: |
400 mm |
Tiefe: |
50 mm |
Tensur |
50,5 mm |
Volumen Schallkörper: |
250 dm3 |
Spannkraft der Saiten: |
5,00 kg - 6.00 kg |
Bespannung der Saiten: |
Schafdarm |
Bemerkung: Die Lyra wurde zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit einer
Darmsaite bespannt. Da diese Saiten sehr teuer sind, werden sie vom
Verf. selber hergestellt. Bis heute kann kein Experte sagen, mit welchen
Tönen eine Lyra ausgestattet war. Mit der eigenen Herstellung werden
unterschiedliche Tonhöhen ermöglicht. |
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