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Vorwort:
Der Verfasser von Archäologie in Krefeld ist bemüht das
Medium Film für Webinhalte zu nutzen. Dr. Günter Krause hat
vorausschauend einen Film über die Modellierung einer Glockengussgrube
auf dem "Alten Markt" in Duisburg" drehen lassen.
Lesen sie den nachfolgenden Text und schauen sich anschließend den
Film an.
Inhaltsverzeichnis
Die mittelalterliche
Gießerei
von
Günter Krause
m
Sommer 1982 kam nach Abtragen des
Kieselpflasters der
Schicht 5
in Fläche 1 eine große grubenartige Verfärbung zutage.
Sie ist etwa nordsüdlich orientiert, bis 2,20 m breit und
misst in der bisher ausgegrabenen
  Länge
3 m. Deutlich ließen sich in der Verfärbung
Brandreste erkennen, die z. T. mit gelbbraunem Lehm durchsetzt
waren. Dazwischen lagen Brocken von gebranntem Lehm von brauner
bis schwarzer Färbung, der stark organisch gemagert ist, bis hin
zu Lehmbrocken, die auf einer Seite ganz verschlackt sind.
Einige der dunklen gebrannten Lehmbrocken waren stark von
Metallresten durchsetzt.
Beim langsamen Tiefergehen stieß man bald auf
zahlreiche Bruch- und Tuffsteine unterschiedlicher Größe in
Gemengelage, die alle im Feuer gelegen hatten
(Abb.
1 und 2), dazwischen größere und kleinere
Stücke von gebranntem Lehm, vereinzelte Knochen, Scherben und
zahlreiche Reste von Lederschuhen, vor allem Schuhsohlen. Im
nördlichen Teil ließ sich eine stark mit Brand durchsetzte
humose Zone erkennen, gefolgt von einem äußeren Grubenbereich
braunhumoser Erde. Beim weiteren Tiefergehen wurde das
Steinmaterial seltener und die Erde humoser. Im Westteil der
Grube kamen große gebrannte Lehmbrocken zutage, die deutlich
eine glatte Oberfläche und eine Rundung zeigten
(siehe Abb. 3).
War es schon
vorher ziemlich klar, dass es sich bei den verschlackten
Lehmbrocken um Reste von Schmelzöfen
(Abb. 3)
und bei den übrigen um Reste von Gussformen handelt, so ließen
sich diese Stücke eindeutig als Teile des Kerns einer
Glockenform
ansprechen.
Es lässt sich sogar aus diesen Stücken der ungefähre untere
Durchmesser
der
Glocke mit
70 cm
bestimmen. Die in einzelnen Lehmbrocken gefundenen Metallreste
bestehen aus Bronze, die für den Guss verwendet worden war. Beim
weiteren Tiefergehen in der Grube, die senkrechte Seitenwände
hat, stieß man rund 1,40 m
unter ihrem Rand auf weitere Formreste. Sie waren z. T. noch
kreisförmig angeordnet und dürften Reste einer zerschlagenen
Glockenform in situ sein.
Eine Durchsicht der gebrannten Lehmstücke, die größtenteils erst
gehärtet werden mussten, um sie zu erhalten, ergab, dass es sich
dabei um Reste eines oder mehrerer Schmelzöfen und bei den
zahlreichen kleineren Stücken um Teile wohl einer Glockenform
handelt. Die Wandungsteile der Schmelzöfen sind durch die starke
Verschlackung auf der Innenseite deutlich zu erkennen. Erhalten
ist auch ein sehr metallreiches Stück mit einer Düsenöffnung,
die zum Abstechen des für den Guss benötigten flüssigen Metalles
diente
(siehe Abb. 4).
Auch das dem
Feuer ausgesetzte Steinmaterial lässt sich eindeutig zuordnen.
Es ist zum Aufmauern des Brennofens für die Glockenform
verwendet worden. Hierfür hat man wegen seiner
Hitzebeständigkeit und Feuerfestigkeit gerne Tuff genommen. Der
Ofen wurde wahrscheinlich in der Grube errichtet und bis zur
Höhe der Form aufgemauert. Wie man sich das ganze vorzustellen
hat, zeigt die Rekonstruktionszeichnung in
(Abb. 5).
Während des Brennens wurde der Ofen mehrmals mit Holzkohle
aufgefüllt. Stand der Ofen wie gewöhnlich in einer Grube,
zerbrach man anschließend die
 Ofenwände.
Um die Form herum füllte man danach die Grube mit Sand auf,
damit die Formwandung beim Guss von außen abgestützt wurde
(1).
Wie man eine Gussform für eine Glocke herstellt, beschreibt H.
Drescher
(2):
„ Nach
Theophilus
(einem Mönch, der
um 1100
das bedeutendste Handbuch der Kunsttechniken des
Mittelalters
verfasste) stellte man den Kern, also das Stück der Form, das
die am späteren Gussstück hohlbleibenden Teile aussparen sollte,
so her, dass man den durchgekneteten Lehm zunächst zwei Finger
dick auf einer hölzernen Spindel auftrug. War diese erste Lage
getrocknet, brachte man die zweite und dann die folgenden
Schichten auf, bis die gewünschte Dicke erreicht war.
Anschließend wurde die Spindel mit dem daraufliegenden
Kernrohling in eine einfache Drehvorrichtung gelegt und
freihändig abgedreht. Dann wurde aus Wachs oder Talg die
gewünschte Gestalt des Gussstückes aufgetragen, dessen
Oberfläche man ebenfalls abdrehte. Im
späten Mittelalter
benutzte man, wie noch heute, zur Kern- und auch zur
Modellherstellung Schablonen. Muster und Inschriften gräbt
Theophilus
in die Wandung des Modells ein. Im nächsten Arbeitsgang wurde
der Formmantel aufgebracht, was wie bei der Kernherstellung in
mehreren Schichten erfolgte. Vor dem Aufbringen der äußeren Lage
legte man mit Zwischenräumen von einer Handbreite eiserne Reifen
um den Mantel. Anschließend wurde aus dem Kern soviel
herausgeschnitten, dass seine Wandung nicht stärker als ein Fuß
war. Dann wurde die Form getrocknet und gebrannt. Etwa
um
Maschenweite dürfte man bei größeren Gussstücken davon
abgegangen sein, die Form auf einer Spindel herzustellen. Jetzt
wurde der Kern um eine fest im Boden stehende Achse gebaut, an
der drehbare Schablonen mit den entsprechenden Profilen
befestigt waren. Statt wie bisher ein vollständiges Wachs- oder
Talgmodell zu verwenden, baute man nun auf den vorher mit Fett
isolierten Kern ein Modell in Lehm auf. Die Oberfläche desselben
bekam einen Talgüberzug, auf den die in besonderen Formen oder
freihändig hergestellten Inschriften und Ornamente aus Wachs
gesetzt wurden. Auf die Oberfläche dieses Lehm-Wachsmodells, das
auch
Falscheglocke, Lehmglocke oder Hemd genannt
wurde, trug man dann mit Hilfe von Schablonen den Mantel auf.
Die Form der zum Aufhängen
der
Glocke bestimmten Krone fertigte man in einem besonderen
Arbeitsgang. Nach dem Trocknen und Brennen der Form hob man den
Mantel ab, was vordem nicht notwendig aber möglich war, und
zerschlug die Falscheglocke, deren Oberfläche jetzt als getreues
Negativ im Formmantel erhalten war.
Bei manchen
Glocken und Taufen wurden in diesem Zustand oftmals noch
Inschriften und Ornamente in die Innenseite des Mantels geritzt.
Anschließend setzte man die Form wieder zusammen und stampfte
sie zum Guss in die Grube ein.
Wenn ein
Gussstück aus dem Formlehm herausgelöst wird, bleiben
erfahrungsgemäß kaum größere Teile der Form erhalten, und nur
noch wenige Stücke lassen Einzelheiten erkennen.
Dies trifft
sicher auch für die auf dem Alten Markt gegossene Glocke zu. Sie
könnte für die nur gut 50 Meter entfernte Salvatorkirche
bestimmt gewesen sein, da man gewöhnlich Kirchenglocken ganz in
der Nähe von Kirchen oder in ihnen selbst gegossen hat. Nach der
mitgefundenen Keramik muss die Gießerei ins
13. Jahrhundert
gehören. Schriftliche Zeugnisse über einen Glockenguss aus
dieser Zeit haben sich nicht erhalten.
Ein
abschließendes Urteil über die Größe dieser Glockenwerkstatt
und ihre Erzeugnisse wird man erst nach der vollständigen
Ausgrabung sämtliche Reste der Gießerei fällen können.

Formstoffuntersuchung am Randstück einer
Gießform aus Formlehm vom Alten Markt.
von
Wilhelm Stahlhacke
ehrere
Stücke verbrannt aussehenden, mineralischen Materials aus der
Schicht F1 in Fläche 1 der Ausgrabungsstelle Alter
Markt, Duisburg, ließen nach Beschaffenheit und Form
auf Bruchteile des Formen-Mantelrandes oder des Innenkernes
einer Glockengussform schließen. Da eines dieser Stücke
(Inv.-Nr. 82 31/19) grubenfeucht in Plastikfolie eingepackt
worden war und bei der Lagerung so mürbe wurde, dass es zerfiel,
schien es sinnvoll, die Verwendungsfähigkeit als Formstoff mit
einfachen physikalischen Untersuchungen in einem
Gießerei-Formstofflabor zu überprüfen.
Verwendungsmöglichkeit
als Formstoff:
as
Material wurde dreimal hintereinander durch ein Handsieb mit
einer Maschenweite von 3 mm gerieben, um dadurch eine
Homogenisierung zu erreichen. Dabei blieben nur wenig
grobstückigeres, schlackenartig zusammengesintertes Material und
Steinbruchstückchen (maximale Teilchengröße 10 mm) als
Siebrückstand übrig.
Die
Feuchtigkeit des durchgesiebten Materials lag bei 8,2 bis
8,5 %.
Die nach
heute üblicher Methode gefertigten Probekörper für die
Laboruntersuchung zur Bestimmung der Druckfestigkeit ergaben
Werte in der Größenordnung von 10 bis 11 N/cm2 im
ungetrockneten Zustand und von 40 bis 50 N/cm2 nach
vollkommener Durchtrocknung bei 105 °C.
Die Werte für
die Gasdurchlässigkeit der feuchten Probekörper lagen bei 7
bis 8 Maßeinheiten.
Daraus kann
bereits geschlossen werden, dass es sich um ein
schlämmstoffreiches und damit tonmineralreiches Material
handelt, wie es auch heute noch gelegentlich in Gießereien als
Formstoff für das Lehmform-Trockenguss-Verfahren eingesetzt
werden könnte bei gleichzeitiger Verwendung eines feuerfesten
Formstoffüberzuges (Schwärze bzw. Schlichte).

Körnungsuntersuchung
ie
Vorbetrachtung des zerriebenen und getrockneten Materials unter dem
Binokular bei 16 -25facher Vergrößerung machte deutlich, dass ein großer
Teil zu Kornkonglomeraten zusammengebacken und z. T. auch
gesintert war. Deutlich war aber auch verkohltes organisches Material zu
erkennen, vornehmlich in der Gestalt von kleinen Borstenstückchen.
Es war früher
üblich, auch dem Formstoff für Glockengussformen als Ausbrennstoff
zur Erzielung einer ausreichenden Gasdurchlässigkeit des feinen
Formlehms z.B. auch Kalbshaare zuzusetzen.
Die
Glühverlustbestimmung ergab einen Glühverlust von 3,6 %. Dieser
Wert liegt für einen gebrauchten Lehmformstoff niedrig, was aber wohl
damit begründet werden kann, dass die organischen Beimengungen durch die
lange Lagerung im Boden chemisch umgesetzt worden sind.
Die Abtrennung des
Schlämmstoffes (Teilchen kleiner als 0,02 mm) nach der heute
üblichen Labormethode war schwierig, da ein großer Teil der
Schlämmstoffsubstanz sehr fest an den Mineralkörnern haftet. Jedenfalls
konnte nach einer etwas intensiveren Behandlungsmethode ein
Schlämmstoffanteil von 33 % abgetrennt werden. Dieser
Schlämmstoff hat immer noch eine ausgeprägte Bindefähigkeit und
trocknete zu einer ziemlich festen Schale mit hoher Abriebfestigkeit
aus.
Bei der
laborüblichen Siebanalyse wurden folgende Kornanteile auf den einzelnen
Siebstufen festgestellt:
Die Kornverteilung
macht deutlich, dass ein sehr feinkörniger Stoff (z.B. Lehm) vorgelegen
haben muss, der wahrscheinlich mit einem Sand einer mittleren Korngröße
um 0,25 mm gemagert worden ist.
Die Beobachtung
der einzelnen Kornfraktionen unter dem Binokular bei 16 bis 25facher
Vergrößerung ergab folgendes Bild:
Siebstufe |
Kornabmessungen |
Kornanteil
in % |
Siebstufe 2:
Einzelne
kantengerundete bis eckige Quarzkörner, Konglomerate aus schlackigen
Bestandteilen mit anhaftendem feinkörnigem Quarz, andere gerundete
Mineralkörner, einzelne verkokte Bestandteile mit anhaftenden
Mineralkörnern.
Siebstufen 3 u. 4:
Bestandteile wie auf
1, allerdings auch Feldspatkörner erkennbar.
Siebstufen 5 u. 6:
Quarzanteile von etwa
60 %, Rest: andere Mineralbestandteile.
Siebstufen 7 u. 8:
Quarzanteile von etwa
50 %, Rest: andere Mineralbestandteile.
Siebstufen 9 u. 10:
Wie Siebstufen 7 u. 8,
allerdings mit höheren Anteil an verkokter organischer Substanz.
Siebstufen 11:
Wie Siebstufen 9 u.
10, mit höheren Quarzanteil von etwa 60 %.
|
1 |
größer als 2 mm |
— |
|
2 |
1,4
— 2,0 mm |
0,3 % |
|
3 |
0,71
— 1,4 mm |
6 —
8 % |
|
4 |
0,5
— 0,71 mm |
7 —
8 % |
|
5 |
0,355 — 0,5 mm |
15
—16 % |
|
6 |
0,25
— 0,355 mm |
17
—18 % |
|
7 |
0,18
— 0,25 mm |
12
—13 % |
|
8 |
0,125 — 0,18 mm |
7 —
8 % |
|
9 |
0,09
— 0,125 mm |
5 —
6 % |
|
10 |
0,063 — 0,09 mm |
6 % |
|
11 |
0,02
— 0,063 mm |
20 % |
|
Hinweise:
(1) H. Drescher, Hammaburg 13, 1961, 108 ff.
(2)
a.a.O. 119
Verwendete Bildnachweise:
Abb. 1 bis 5: G. Krause,
Duisburg im Mittelalter: Archäologische Zeugnisse zum
mittelalterlichen Duisburg (Mit einem Beitrag v. W.
Stahlhacke)
-
Abb.
2.1, 2.2, 2.3: G. Krause, Stadtarchäologie in Duisburg
1980 - 1990, 19 - 20
Zur Datierung der
Glockengussgrube auf dem Alten Markt in Duisburg
Günter Krause
er
Alte Markt liegt in einem verlandeten Rheinbett. Der Burgplatz darüber
ist ein spornartiger Ausläufer der Niederterrasse, oberhalb des
ehemaligen Prallhanges des Rheines, der hier ursprünglich ein Gefälle
von 22 % hatte; das durch Erosion der Hangkante und bewusste
Aufschüttung des Marktplatzes (Gerlach 1992, 70ff. mit Abb. 4) bedingt,
heute noch 3 % ausmacht. Der Untergrund besteht hier neben anthropogenen
Ablagerungen und Erosionsmaterial der Niederterrassenkante aus den
schluffigen dauerfeuchten Verlandungssedimenten und Hochflutablagerungen
des Rheines. Dieser hatte hier bis etwa
1.
Jahrhundert n. Chr.
sein Bett. Auch danach gehörte der Bereich zur Aue des mittelalterlichen
Rheines, der bis ins
10. Jahrhundert
seinen Hauptstrom im Bereich des heutigen Innenhafens vor den Mauern der
mittelalterlichen Stadt
hatte und das Gebiet des Alten Marktes regelmäßig überschwemmte. Nach
einer weiteren Rheinverlagerung, die 1994 archäologisch in das Ende des
10. Jahrhunderts
datiert werden konnte (Krause 1997, 101ff. Abb. 1-2, 105; ders. 1999,
109 ff. mit Abb. 1-5) gehörte der Alte Markt nicht mehr zum
Hochflutraume des Rheins. Bis ins
14.
Jahrhundert
lag in unmittelbarer Nähe des Marktes noch ein Altarm des Rheines
(heutiger Innenhafen), der als Hafen genutzt wurde, aber allmählich
verlandete (Krause 1999 mit weiterer Lit.).
Im
Sommer 1982
wurde bei den Ausgrabungen auf dem Alten Markt in Duisburg in der
Grabungsfläche 1 nach Abtragung von Kieselpflastern des 13. Jahrhunderts
der Umriss einer großen Grube entdeckt, die sich alsbald als der
Arbeitsplatz eines Glockengießers herausstellen sollte (Krause 1983,
52ff. ; ders. 1992, 12 Abb. 8, IV, 13 u. 19f. Abb.14-15). Die
Glockengussgrube liegt nur etwa 50 m von der Salvatorkirche
entfernt. Diese erhebt sich auf dem Burgplatz über dem Alten Markt
neben dem Rathaus, das heute den Platz der mittelalterlichen
Königspfalz einnimmt (Krause 1992, 8 Abb. 5). Der heutige
spätgotische Kirchenbau
hatte mehrere Vorgänger, die bis ins
9.
Jahrhundert
zurückreichen (Binding 1969, 35 ff., 48 ff.).
Nach Abtragung des
Kieselpflasters aus der
2. Hälfte des 13. Jahrhunderts
(Schicht 5 der Marktstratigraphie wurde eine weitere weniger dichte und
gleichmäßige Pflasterschüttung (Krause 1992, 20Abb. 15 oben,
Schichtbereich 6) angetroffen. Darunter ließ sich der Kontur der
Glockengussgrube deutlich erkennen. Sie reicht von etwa 25,70 NN bis 24,
10 NN und durchschneidet die Schichtenbereiche 8 -16 (Krause 1992,
14Abb. 9). Die Sohle der Grube, in die die Feuergasse eingetieft wurde,
reicht in der östlichen Längshälfte in die Füllung des
spätkarolingischen Grabens
am Fuße des ehemaligen Prallhanges, der aus Schicht 13 eingetieft wurde,
in der westlichen erreicht sie die älteste Marktpflasterschicht 16
(Krause 1992, 12 Abb. 8 u. 14 Abb. 9, Schichten 13 (Graben) u. 16).
In der näheren
Umgebung der Glockengussgrube fanden sich unter dem Pflaster der Schicht
6 die Spuren zahlreicher unterschiedlicher Pfostenlöcher, die auf eine
Überdachung der Arbeitsgrube schließen lassen. Da aber überall auf der
Marktfläche mit Marktständen zu rechnen ist, die ähnliche Spuren
hinterlassen, lässt sich nicht ermitteln, welche der zahlreichen
Pfostenspuren mit der Glockengussgrube in Verbindung stehen.
In der sicher nur
kurzfristig offenen Glockengussgrube erhielten sich Abfälle des
Marktbetriebs in beträchtlicher Anzahl, darunter solche aus Holz, Leder,
Knochen und Keramik. Sie müssen in die noch offene Grube gelangt und
zeitgleich mit dem Glockenguss sein oder aus den älteren von der Grube
durchschnittenen Schichen stammen. Für eine genauere zeitliche
Einordnung liefert neben der dichten Marktstratigraphie allein die in
der Grube gefundene Keramik Anhaltspunkte.
Die Lage unter den
Pflasterschichten 5 und 6, die sich noch in mehrere Unterphasen gliedern
lassen und die das
13. Jahrhundert
überspannen (Krause 1983, 60ff. mit Abb. 39-42; Krause 1993, 153 u.
159-163 Abb. 4-9), macht deutlich, dass die Glockengussgrube aus der
Schicht 7 eingetieft wurde (Krause 1983, 65Abb. 43), die wie die nächst
ältere durchschnittene Marktschicht 8 (Krause 1983, 66 Abb. 44) ins
12. Jahrhundert
gehören.
Da aber
notwendigerweise nicht alle Marktschichten erhalten sein müssen, ist
immer wieder mit zwischenzeitlichen Abtragungen zu rechnen (Krause 1983,
39f.), die das Bild verunklären könnte. Weiter kommt natürlich in der
Glockengussgrube älteres Material aus den zahlreichen von dieser
durchschnittenen Schichten vor. Die Datierung der Grube muss sich
deshalb nach der jüngsten darin gefundenen Keramik richten.
Schon eine grobe
Durchsicht der Funde ergibt nach unserem Kenntnisstand, dass nichts in
der Grube gefunden wurde, was jünger als das
12.
Jahrhundert
ist. Die recht sichere Datierung des Schichtbereichs 6 in die ersten
Jahrzehnte des
13. Jahrhunderts
(siehe oben) legt nahe, dass die folgende Schicht 7 in die 2. Hälfte des
12. Jahrhunderts
gehört. Im Folgenden sind die für die zeitliche Einordnung der
Glockengussgrube herangezogenen Funde noch einmal zusammengefasst:
-
Fundmaterial
aus Schicht 6 des Alten Marktes, die die Grube überschneidet (Krause
1983, 65 Abb. 42). In die gleiche Zeit gehört Fundmaterial aus einem
als Latrine genutzten Steinkeller vom Rande des Alten Marktes (zum
Steinkeller Untermann 1992; zum Fundmaterial Krause 1993, 153,
159-162 Abb. 4-7).
-
a.
Fundmaterial aus Schicht 7 des Alten Marktes, aus der die
Glockengussgrube eintieft (Krause 1983, 65 Abb. 43; aus einer Grube
in Schicht 7, Alter Markt Fläche 2, Krause 1988, 46, 47f. mit Abb.
7-8,). Fundmaterial aus der Glockengussgrube in Schicht 7 selbst in
Auswahl, Kat.-Nrn 1- 13, Abb.
-
Fundmaterial
aus Schicht 8 vom Alten Markt, direkt unter Schicht 7, die von
der Grube geschnitten wird (Krause 1983, 66Abb. 44).
Zusammenfassung
as
12. Jahrhundert
in Duisburg ist eine Zeit des Stadtausbaus. Die erste steinerne
Stadtmauer wird errichtet, die Pfalz auf dem Burgplatz erneuert, der
Johanniterorden errichtet in Duisburg seine erste Niederlassung auf
deutschem Boden, eine neue Salvatorkirche entsteht und der bürgerliche
Steinbau beginnt. Es ist anscheinend die Zeit einer wirtschaftlichen
Blüte und der Entwicklung eines städtischen Bürgertums (Milz 1990, Milz
u. Kraume 1991; Untermann 1992; Krause 1997, Müller 1997; Krause 1999,
116 ff.).
Ob der Glockenguss
auf dem Alten Markt in einem direkten Zusammenhang mit dem Bau der
staufischen Salvatorkirche
um die Mitte oder nach der Mitte des
12.
Jahrhunderts
steht, die
1187
zuerst erwähnt wird (Binding 1969, 85 ff. ), bleibt ungewiss. Der
Platz außerhalb der Kirche auf dem Alten Markt lässt eher vermuten, dass
die staufische Kirche zur Zeit des Glockengusses bereits vollendet war.
Sicher ist aber, dass die Glocke für die genannte Kirche bestimmt
gewesen und in der
2. Hälfte
bis gegen Ende des
12. Jahrhunderts
entstanden ist. Eine genauere zeitliche Eingrenzung ihrer Entstehung
erscheint zurzeit nicht möglich und könnte höchstens bei einer
Gesamtbearbeitung der Marktstratigraphie erreicht werden, die noch
aussteht.
Auswahl von Funden aus der Glockengussgrube:
1-4 aus dem
obersten Bereich der Glockengussgrube, 5-8 aus dem oberen
Hauptverfüllungshorizont mit Brennofenwandungs-, Gussform- und
Schmelzofenresten, 11- 12 untere Grubenfüllung bis zur Feuergasse, 13
aus dem Bereich der Feuergasse.
1. Randstück
eines drehscheibengefertigten Bechers, braungraue Irdenware. Inv.
85: 7/46, Abb. xx
2. Kleines
Randstück eines drehscheibengefertigten Bechers, hellbraune
Pingsdorfer Irdenware. Inv. 85:7/46, Abb. xx.
3. Bodenstück
(Knetfuß) eines drehscheibengefertigten Bechers, dunkelbraune
Irdenware, Inv. 85:7/44, Abb. xx
4. Randstück
eines handgemachten Kochtopfes, schwarzgraue Irdenware. Inv.
85:7/44, Abb. xx
5. Tülle einer
Kanne, dunkelbraune Pingsdorfer Ware mit schwarzbrauner Bemalung,
Inv. Nr. 85:7/79, Abb. xx.
6. Randstück
eines handgemachten Kochtopfes, graubraune Irdenware. Inv. 85:
7/104, Abb. xx
7. Bodenstück
(Knetfuß) eines drehscheibengefertigten Bechers, braune Irdenware,
Inv. 85:7/86, Abb. xx
8. Randstück
eines handgemachten Kochtopfes, schwarzgraue Irdenware. Inv.
85:7/91, Abb. xx
9. Randstück
eines handgemachten Topfes, schwarzgraue Irdenware. Inv. 85:7/209,
Abb. xx
10. Randstück
eines handgemachten Topfes, schwarzgraue Irdenware. Inv. 85:7/209,
Abb. xx
11. Wandungscherbe
der Andenner Ware; Scherben hellocker mit orangefarbener
Außenglasur. Inv. 85:7/209, ohne Abb.
12. Wandungscherbe
mit Bemalung und Henkelansatz von einer Tüllenkanne, dunkle
Pingsdorfer Ware mit schwarzbrauner Bemalung. Inv. 85:7/157, Abb.
xx.
13. Randstück
einer Tüllenkanne , hellbraune Pingsdorfer Ware. Inv. 86:3/130, Abb.
xx.

Literaturverzeichnis
Binding
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Untersuchungen zur Frühgeschichte Duisburgs. Duisburger Forschungen
Beiheft 12. Duisburg 1969.
Gerlach
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Begleitschrift zur gleichnamigen Ausstellung im Niederrheinischen
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Assembled Articles 1. Symposium on medieval and post-medieval ceramics
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Günter Krause, Archaeological evidence of medieval shipping from the Old
Town of Duisburg, Lower Rhineland. In: Papers of the ‘Medieval Europe
Brugge 1997’ Conference Vol. 8, 101-116.
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bis heute. In: Isenberg, G. u. Scholkmann, B. (Hrsg.), Die Befestigung
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Krause 1999
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Isenberg, u. B. Scholkmann, (Hrsg.), Die Befestigung der
mittelalterlichen Stadt. Köln, Weimar, Wien, 263-269.
Untermann
1992 Matthias Untermann, Das Steinhaus auf dem ehemaligen Grundstück
Oberoederich 18 (jetzt Kaufhaus C&A) in Duisburg. In: Krause 1992,
451-462.

Archäologen
erstellen ein Modell von einer mittelalterlichen Glockengussanlage.
Der folgende Stream zeigt die Arbeitschritte, die
notwendig sind um die Form der Glockengussgrube für die Nachwelt zu
sichern.
Klicken Sie auf die Salvatorkirche in Duisburg am "Alten Markt" und der
Film startet.
Videofilm


Film: Dr. Günter
Krause, Duisburg "Alter Markt"

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