Ausschnitt aus Tacitus Historien
Ein Historisches Ereignis, das in Geldvba stattfand....
Akteure: Ein römisches Plattbodenschiff, eine Legion im Übungslager in der Nachbarschaft der einheimischen Siedlung Gelduba, eine Cohorte, Befehlshaber und Germanen auf dem rechten Ufer des Rhenvs.
TACITVS HISTORIEN
TVSCVLVM
Buch IV 25-26
s gab jedoch nicht wenige Umstände, die die meuterischen Gemüter erbitterten: so der Mangel an Sold und Getreide, die Weigerung Galliens, Truppen ausheben zu lassen und Tribut zu zahlen, ferner die Tatsache, dass der Rhein bei der augenblicklichen, im dortigen Klima unbekannten Trockenheit nicht schiffbar und die Zufuhr des wegen knapp war, die über das ganze Rheinufer sich erstreckende Verteilung der Wachtposten, die den Germanen den Übergang an seichten Stellen verwehren sollen, schließlich die aus der Trockenheit sich ergebende Abnahme des Bodenertrags und daneben die Zunahme der Verbraucher. Weniger Gebildete sahen in dem geringen Wasserstand ein böses Vorzeichen, meinten sie doch, wir würden von den Flüssen, den altbewährten Bollwerken unseres Reiches, im Stich gelassen. Was in Friedenszeiten als „Zufall“ oder „natürlicher Vorgang“ bezeichnet wurde, das hieß jetzt „SchicksaIsfügung‘ und „göttliches Strafgericht“.
Nach dem Einmarsch der Truppen in Neuß vereinigte sich, mit ihnen die XVI. Legion. Dem Vocula wurde zur Übernahme eines Teiles der Dienstgeschäfte der Legat Herennius Gallus beigegeben.
Da es die beiden nicht wagten, dem Feind entgegenzurücken, ließen sie beim dreizehnten Meilenstein von Neuß aus gerechnet (bei einem Ort namens
GELDVBA
) ein Lager schlagen.
Hier suchte man durch Aufstellung der Schlachtreihe, durch Befestigungs- und Schanzarbeiten und sonstiger militärischer Übungen die Mannschaft bei Kräften zu erhalten. Um durch Beutezüge die Tapferkeit der Leute zu steigern, wurde das Heer von Vocula in die benachbarten Gaue der Cugerner geführt, die sich mit Civilis verbündet hatten; ein Teil der Truppen blieb freilich unter Herennius Gallus zurück.
Zufällig bemühten sich damals die GERMANEN, nicht weit von unserem Lager ein mit Getreide schwer beladenes Schiff, das an einer untiefen Stelle festsaß, zu ihrem Ufer hinüberzuziehen. Gallus, der dies nicht dulden wollte, schickte eine Kohorte den Römern zu Hilfe.
Darauf vermehrte sich auch bei den GERMANEN die Zahl, und da sich allmählich weitere
Verstärkungen zu ihnen
gesellten, kam es zu einem regelrechten Kampf. Die GERMANEN rissen unter schweren Verlusten der Unsrigen das Schiff weg, die Unterlegenen aber schoben, wie das damals so üblich geworden war, die Schuld daran nicht auf ihre Feigheit, sondern suchten sie in der Treulosigkeit des Legaten.
Sie zerrten ihn aus seinem Zelt, zerschlitzten sein Gewand, misshandelten ihn und wollten von ihm hören, um welchen Preis und mit wem im Bund er das Heer verraten habe. Mit einem Male aber war die üble Stimmung gegen Hordeonius wieder da: Ihn bezeichnete man als den eigentlichen Urheber der Schandtat, den Herennius Gallus als sein Werkzeug.
Buch IV 27-28chließlich warf der letztere in seinem Schrecken über die Bedrohung mit dem Tod auch seinerseits dem Hordeonius verräterische Absichten vor. Daraufhin wurde dieser in Fesseln gelegt und erst durch Voculas Ankunft befreit. Am folgenden Tag ließ Vocula die Rädelsführer hinrichten. So schroffe Gegensätze gab es damals im Heer; heute Unbotmäßigkeit, morgen Unterwürfigkeit. Zweifellos war der gemeine Mann dem Vitellius treu, die höheren Dienstgrade neigten zu Vespasian. Die Folge war ein reger Wechsel von Freveltaten und ihrer Bestrafung, ein enges Nebeneinander von Unterordnung und Wutausbrüchen, so dass man Leute, die sich sonst ruhig bestrafen ließen, nicht in Zaum halten konnte. Cohorte
m Beispiel des Historischen Ereignisses, das in Gelduba stattfand, soll versucht werden, das damalige Bild vor unsern Augen vorbeiziehen zu lassen. Die römische Forschung kann heute dazu viele zuverlässige Aussagen machen und Gegenständliches des römischen Alltags wieder aus Funden rekonstruieren. Viele Mosaiksteinchen helfen uns das Bild zu vervollständigen.
- Das Lagers Gelduba ist archäologisch gesichert. Eine Legion wird dort das Lager errichtet haben. Eine große Anzahl von Feldbacköfen haben sich in Gelduba gut erhalten. Sogar die einheimische Siedlung (Siedlungsgebiet der Ubier) von der Tacitus berichtet wurde ausgegraben. Grenzgebiet zu den Cugernern.
- Das beschriebene Getreideschiff ist vermutlich ein Flachbodenschiff gewesen. Ein solches Schiff wurde in Xanten-Warth gefunden und ist jetzt im Museum des archäologischen Parks in Xanten zu besichtigen.
- Eine Cohorte bestand aus ca. 600 Mann. Cohors ist lateinisch und heißt umfriedeter Raum. Eine Cohorte konnte auch von einer Reitergruppe begleitet werden. Eine Cohorte wurde von Gallvs zu den kämpfenden Römern zur Hilfe geschickt. Es ist zu vermuten, das die Kämpfe direkt am festsitzenden Schiff stattgefunden haben. Das Niedrigwasser des Rheins ließ dies zu.
- Streit im Lager wegen der Niederlage. Hordeonius und Herennius Gallus werden durch die Kämpfenden im Heer festgenommen und misshandelt. Erst nach dem Eintreffen von Vocvla werden diese befreit. Vocvla hinrichtet die Rädelsführer.
rchäologie ist eine Wissenschaft die auch als Altertumskunde bezeichnet wird. Sie zeigt die kulturelle Entwicklung der Menschen auf.
Manchmal ist die Vorgehensweise der Archäologen ähnlich wie bei der Lösung eines Kriminalfalls. Am Ende wird versucht, wie könnte sich die Tat abgespielt haben? Mit modernen Techniken wird versucht dies nachzuweisen. Es gilt Material zu sichern, zu dokumentieren und auszuwerten. Stehen schriftliche Quellen zur Verfügung, besteht die Möglichkeit ein Geschichtliches Ereignis zu rekonstruieren. Film, Animationen und Bilder lassen ein in der Vergangenheit liegendes Ereignis in der Gegenwart wieder auferstehen. Die archäologischen Wissenschaftler haben eine Aufgabe zu erfüllen. Lebendige Geschichte allen Menschen erfahrbar zu machen. Denn die Forschung darf kein Selbstzweck sein. Es werden schließlich dafür Steuergelder bereitgestellt, damit diese Aufgabe erreicht wird.
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5 Ein römischer "SCORPIO" im Einsatz
Kurzfilm von Archäologie in Krefeld
urch die Römergruppe LEGIO XV PRIMIGENIA
wurde ein römischer "SCORPIO" nachgebaut. Tödliche Pfeile vom Torsionsgeschütz des "Scorpio" verschossen verhalfen der römischen Truppe entscheidende Vorteile im Gefecht. Die Geschütze wurden mobil eingesetzt. Selbst vom Schiff aus wurden die Pfeile verschossen. Der von Alexander Schneider rekonstruierte "SCORPIO" hat eine Zugkraft von 1500 kg. Archäologie in Krefeld begleitete das Experiment auf der Anhöhe in Wallrath und drehte die nachfolgenden Filmszenen.
Hier können Sie sich Szenen des Films ansehen!