Vor- u. Frühgeschichte
Haus und Speicher von Vreden
as wichtigste Gebäude
des Hofes war das Wohn-Stall-Haus, das es im übrigen
nur am Niederrhein und im weiteren nordeuropäischen Raum
gab. Im Süden, im Verbreitungsgebiet der
Latènkultur, wurden dagegen Stallungen und Wohnräume immer
getrennt errichtet.
Untergebracht wurde
jedoch nicht der gesamte Nutzviehbestand sondern nur das
Rindvieh. Im Haus von Vreden haben sich Spuren von 14 Boxen, 7
auf jeder Seite, erhalten. Wahrscheinlich standen die Rinder mit dem
Kopf zur Wand und nicht - wie heute - zur Diele oder zum Mittelgang.
Die kleinwüchsigen Rinder konnten auch so leicht gefüttert werden und
man erreichte einen größeren Schutz der Wand gegen den aggressiven
Stalldung.
Normalerweise wurden
die Häuser durch zwei breite Eingänge der Längsseiten erschlossen. Bei
großen in Vreden, konnte eine zusätzliche Türe in. Durch die
Eingangstüre in drei Abschnitte unterteilt den diele in der Mitte und
den Wohnteil abgetrennt durch niedrige Zwischenwände wurde jedoch
höchstens der Stall. Der übrige Raum blieb offen.
Die Querdiele enthielt
in der Regel keine Einbauten. In Ausnahmefällen konnten hier jedoch
eine mit Holzbohlen abgedeckte Vorratsgrube
untergebracht sein. Zur festen Einrichtung des Wohnteils gehörte nur
die Feuerstelle. In Vreden lag daneben jedoch ausnahmsweise
auch ein Backofen. Aus Platzgründen und wegen der besseren Belichtung
wurden Backöfen meist außerhalb der Häuser angelegt.
Im Boden verankerte
Bänke sind bislang nur aus der
älteren Bronzezeit (Telgte)
bekannt. Sie lagen in einem Falle hufeisenförmig und in einem
anderen doppelhufeisenförmig um die Herdstelle mit einem Abstand von 1
- 2 m zur Außenwand.
Die Bauweise der
eisenzeitlichen Häuser war sehr einfach da Sie ohne die
Hilfe ausgebildeter Handwerker allein von den Bewohnern
errichtet werden mussten. Zunächst stellte man Holzpfosten in Gruben
auf, die dann zu einem Gerüst für das Dach verbunden wurden.
Die Verbindungen
zwischen den Pfosten und Längs- Bzw. Querhölzern, wurden schon z. T.
über Zapfen und Einkerbungen (Blattungen) hergestellt. Die Sicherung
erfolgte aber wohl meist noch nach alter Art durch
Zusammenbinden. Daher auch der Name "Bindung". Nach der Eindeckung mit
Stroh konnte man alle weiteren Arbeiten im Trockenen erledigen. Als
letztes wurde die Wand eingezogen und mit Lehm abgedichtet (siehe
Raum 1 / Küche). Damit war das Haus geschlossen.
Das für den Hausbau
benötigte Bauholz wurde noch nicht gesägt, sondern lediglich mit
Beil und Spaltkeil bearbeitet. Neben Rundhölzern (Vollhölzern)
verwendete man auch gespaltete Stämme (Halb- und Viertelhölzer), die
z. T. mit dem Beil weiter zugerichtet wurden. Auch Bretter für Türen
und Bänke wurden aus Spalthölzern hergestellt.
Wasser
ie Wasserversorgung
der Höfe wurde soweit irgend wie möglich über natürliche Gewässer
vorgenommen. Brunnen scheint man nur in Ausnahmefällen oder in
größeren Siedlungen angelegt haben. Dennoch war der Ziehbrunnen mit
einem ausgehöhlten Baumstamm als Brunnenröhre - die übliche
Brunnenform im hohen
Mittelalter - bereits in der
jüngeren Bronzezeit bekannt, wie ein Fund aus Krefeld-Verberg zeigt.
Eine andere Brunnenform
ist der Schöpfbrunnen. Dieser Brunnen bestand aus einer flachen
Holzfassung auf dem Grund einer größeren Grube, in der Wasserholer
über einen hölzernen Steigbaum oder eine Erdrampe hinabsteigen musste.
Auf einer hölzernen Plattform konnte er dann niederknien und Wasser
schöpfen, ähnlich wie an einer ausgebauten Schöpfstelle an einem Bach.
Es ist ein Beispiel aus der älteren Bronzezeit bekannt (Warendorf), bei dem ein solcher
Schöpfbrunnen in einem ausgetrockneten Bachbett angelegt worden war.
Zäune
olzäune aus
Pfahlreihen oder Flechtwerk wie hier in Vreden sind aus der Eisenzeit
- im Unterschied zur
Römerzeit und zum Mittelalter - nur selten belegt. Vermutlich bediente man
sich meist lebender Hecken. Ganz darauf verzichten konnte man nicht,
da zumindest die Gemüsegärten gegen Vieh- und Wildschaden geschützt
werden mussten.
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