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Römische Zeit
Vitrine 8
Kastell Gelduba
Gelduba während des Bataveraufstands
69 / 70 n. Chr.
m
Bataveraufstand spielte das ubische Dorf Gelduba (Krefeld-Gellep) eine bedeutende Rolle, denn es lag als letzter, "den
Römern treu ergebener Ort" vor dem Gebiet der zu den aufständischen Batavern übergegangenen
Cugerner (Sugambrer /Tacitus Hist. IV 26, 12-13).
Das römische Ersatzheer für die im Cugernergebiet eingeschlossenen und belagerten Festung, wie Castra
Vetera auf dem Fürstenberg bei Xanten, schlug deswegen bei Gelduba ein größeres Feldlager als Operationsbasis auf.
Beim Lager kam es mehrfach zu Kämpfen. In größte Gefahr geriet das Heer jedoch durch einen Überraschungsangriff der
batavischen Kerntruppen.
(Hist. IV, 33). Die
Bataver durchbrachen die römischen Linien und stießen bereits ins Lager vor, als in letzter Minute eine römische Verstärkung eintraf, für Verwirrungen im Rücken der Bataver sorgte und damit die Schlacht wendete. Die Römer behielten trotz schwerer Verluste die Oberhand.
Das ubische Dorf Gelduba wurde im Verlauf der Kämpfe zerstört und auch später an gleicher Stelle nicht wieder aufgebaut. Stattdessen entstand bald nach der endgültigen Niederschlagung des Aufstandes südlich des Dorfes unter dem gleichen Namen (Gelduba) ein römisches Kastell für eine berittene Einheit. Südlich des Kastells wurde ein Lagerdorf auch Vicus genannt angelegt und Nördlich eine, wohl mit dem Hafen in Verbindung stehende
Marktsiedlung.
Feldlagerspuren aus der Zeit des Bataveraufstandes 70 n. Chr.
as Erste Feldlager (hell) verlegte offenbar mit seiner verlängerten Nordwestecke den vom
ubischen Dorf im Norden heranführenden Weg. In einer zweiten Bauperiode (dunkel) wurde der Weg dagegen an der Südseite als Lagerzufahrt genutzt.
Dargestellt sind neben Weg und Lagergräben Spuren hölzener Turmbauten und Gruppen so genannter "Feldbacköfen". Ihre große Zahl verdeutlicht die Versorgungsschwierigkeiten bei einem Feldheer von etwa 8.000 Legionären und Hilfstruppen in wenigstens gleichgroßer Stärke.
Das Kastell Gelduba um 200 n. Chr.
as
Hilfstruppenkastell Gelduba wurde bald nach - 70 n. Chr. zunächst in Holz-Erde-Bauweise für eine berittene Einheit von 500 Mann errichtet. Im Verlauf des 2. Jahrhunderts erfolgte ein schrittweiser Umbau in Stein.
Bekannt sind innerhalb der durch Türme gesicherten Umwehrung die Prinzipia
(Stabsgebäude) in der Lagermitte, Teile einer Fabricia (Metallwerkstatt) nordwestlich davon und ein
Horreum (Speichergebäude) vor der flussseitigen Lagerumwehrung. Hier befanden sich neben einem Badegebäude auch weitere nicht genau zu identifizierende Bauspuren und weitere Werkstattgebäude.
Vor den Kastelltoren lagen
Marktsiedlung und Lagerdorf. Ausgrabungen wurden hier im Nordwesten eine hölzerne Markthalle und im Südosten ein größerer Baukomplex.
Im Westen gab es außerdem verschiedene
Kultanlagen, dazu gehörten ein hölzernes Mithräum (Mithrastempel
/ abgebrochen um 150 n. Chr) und an der Straßenkreuzung eine Ansammlung brunnenartiger Opferschächte.
Das Spätrömische Kastell Gelduba im 5. Jahrh. n. Chr.
as im Verlauf des
3. und 4. Jahrhunderts mehrfach zerstörte Kastell wurde
um 375 mit verkleinertem Grundriss wieder aufgebaut und im 5. Jahrhundert noch einmal durch eine äußere Ringmauer verstärkt.
Die Gräben des alten
Kastells bezog man dabei in die Verteidigungsanlage ein und ergänzte sie durch neue Vorbefestigungen. Dazu gehörten offenbar auch Diagonalgräben, wie sie gelegentlich zur Abwehr von Reiterangriffen angelegt wurden.
Südöstlich des
Kastells ist die Lage eines
fränkischen Töpferofens aus dem
6. Jahr-hundert angegeben.
Vitrine 9
Kastell Gelduba
Eisenhelme
eide Helme gingen während der sogenannten Bataverschlacht im Herbst des Jahres 69 n. Chr. bei Gelduba verloren.
Vitrine 10
Kastell Gelduba
Frankeneinfall von 260 n. Chr.
eit Beginn des
3. Jahrhunderts mehrten sich die Anzeichen für ein baldiges Ende des fast hundert Jahre währenden Friedens in den germanischen Provinzen. Zunächst waren es alamannische Scharen, die den obergermanischen und den rätischen Limes angriffen. Aber im Jahre 257 werden erstmals auch die Franken am niedergermanischen Abschnitt als Angreifer genannt.
Allerdings vermittelt die für diesen Zeitraum sehr lückenhafte schriftliche Überlieferung nur ein undeutliches Bild vom tatsächlichen Ausmaß der Ereignisse. Um so wichtiger ist deswegen die ergänzende Aussage der Archäologie. Sie zeichnet ein sehr düsteres Bild der Lage. Das einst blühende Hinterland des niedergermanischen Limes ist am Ende des 3. Jahrhunderts weitgehend verwüstet. Zahlreiche Kastelle und Städte liegen in Schutt und Asche.
Bisher wurden diese Verheerungen vor allem in die Jahre 275 / 76 datiert. In
Gellep fanden sich jetzt jedoch Spuren eines älteren, den Ort aber mindestens ebenso katastrophale Angriffs. Offenbar wurde das Kastell schon im
Jahre 260 - dem gleichen Jahr, in dem der
obergermanische Limes auf den Rhein zurückgenommen werden musste - von den Franken angegriffen und nach einer Belagerung vollständig zerstört.
Die übrig gebliebene Besatzung wurde schließlich westlich des Kastells niedergemacht. Möglicherweise hatten sie nicht einen Ausbruchsversuch unternommen. Mit der Truppe starben zahlreiche Zivilisten. die sich in den Schutz der Befestigung geflüchtet hatten. Vor allem im Mithräum stieß man bei der Ausgrabung auf eine größere Gruppe erschlagener Frauen, Kinder und alter Leute, die offenbar in der Ruine Schutz gesucht hatte (siehe Bild in der Vitrine). Eine der Frauen hielt noch einen Geldbeutel in der Hand. Am Fuß eines Toten fand sich eine eiserne Kette mit dosenförmigen Schloss.
Die Toten blieben anscheinend längere Zeit auf dem Schlachtfeld liegen, bis schließlich von außerhalb ein Bestattungskommando eintraf. Dieses bestreute die Toten wegen der Seuchengefahr mit Kalk und grub sie jeweils an Ort und Stelle notdürftig ein oder bedeckte sie wenigstens mit Erde.
Die genaue Datierung der Ereignisse liefern die Münzen im Geldbeutel der Frau und eine im Kastell aufgefundene Bauinschrift, die sich offenbar 261/262 durch den gallischen Gegenkaiser Postumus bezieht.
Vitrine 12
Kastell Gelduba
Die Garnison in Gelduba
Vitrine 13
Kastell Gelduba
Gelduba als Wirtschaftsstützpunkt
Vitrine 14
Kastell Gelduba
Matronenverehrung im Grabgebrauch
m Gebiet der Ubier, wozu auch der Ort Gelduba zählte, finden sich seit dem 2. Jahrhundert häufig Gräber, die neben den üblichen Beigaben drei
gleichartige Tonkrüge enthalten. Oft handelt es sich um normale Tischkrüge (Grab 4412). manchmal jedoch auch um spezielle Miniaturgefäße
(Grab 5890).
Da sich diese Eigenart nur schwer mit damaligen Speisegewohnheiten erklären lässt, sucht man nach anderen Erklärungsmöglichkeiten. Eine davon ist die Verbindung mit der im gleichen Raum verbreiteten Matronenverehrung. Nun beschränkt sich die Übereinstimmung nicht allein auf die Dreizahl von Matronen und Krügen, auch der Umstand, dass gerade Trinkgefäße und nicht etwa Essgeschirre ausgewählt wurden, lässt sich gut in die bekannten Vorstellungen einordnen.
Die meisten Opferdarstellungen auf den Steinen selbst zeigen zwar, wie im nebenstehenden Beispiel, vor allem die
römische Opferpraxis, doch verweisen zumindest die prallgefüllten Fruchtkörbe im Schoße der drei Göttinnen auch auf die einheimische Seite des Kultes. Obwohl das Wachstum ganz allgemein unter der Aufsicht der Matronen stand, bildet man gewöhnlich keinen Querschnitt durch die Gesamtheit der gewachsenen Feldfrüchte ab, sondern nur eine Auswahl derjenigen Früchte, die "wie gewachsen" verzehrt werden konnten, also vor allem das Obst.
An erster Stelle der "naturrein" genossenen Gaben der Göttinnen stand jedoch keine Feldfrucht sondern das ebenfalls der Erde entspringende Wasser. Da Wasser zudem einen besonderen Bezug zum Jenseits und damit zum Totenbrauch hatte, liegt die Annahme nahe, das alle drei Krüge reines Wasser enthielt. Man unterteilte das Wasser nämlich in drei Wässer und zwar Quellwasser, Flusswasser und Regenwasser bzw. aus der Erde herausfließendes Wasser, auf der Erde fließendes Wasser und in der Erde Hineinfließendes Wasser. Die drei Wässer (oder Brunnen) standen damit zugleich für das Schicksal des
Menschenlebens nämlich seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Vitrine 18
Troisdorf
Die Götterurne von Troisdorf
ie Urne wurde in einem germanischen Brandgrab bei Troisdorf auf der rechten Rheinseite gefunden. Sie zeigt die Form der sogenannten gallo-römischen Planetenvasen. In unseren Falle finden sich nur sechs Götterbilder, die zudem abweichend gestaltet wurden. Trotz der Beschädigungen scheinen noch drei Männer und drei Frauenköpfe unterscheidbar.
Der mittlere Männerkopf ist dreigesichtig dargestellt und der Kopf zu seiner Rechten zeigt das bärtige Gesicht eines jungen Mannes. Dies lässt vermuten, dass hier nicht die römischen Planetengötter abgebildet sind, sondern zwei einheimische Göttertriaden, nämlich die ubischen Matronen und der cugernische Hercules mit seinen Begleitern Apollo und Mars.
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Beschreibung der Funde
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Vitrine 8 /
Abb. 2
Eisenhelm
Helm 1
ömische
Legionärshelme aus Eisen mit Zierauflagen aus Bronzeblech. Der Helm weist mehrere alte Beschädigungen auf, die vermutlich während der Schlacht entstanden sind. Vor allem der Nackenschild ist zerbrochen und zur Hälfte nach innen gedrückt. Auch fehlen die Wangenklappen und der eiserne Stirnbügel. Gegliedert wurde die Helmkalotten durch vier heute nur noch bruchstückhaft erhaltene Bronzeblechstreifen, die kreuzförmig auf die Mitte zuliefen, wo sich offenbar ursprünglich ein kleiner Aufsatz befand.
Als Zwickelfüllung dienten vorne zwei augenförmige Einlagen, hinten dagegen zwei stilisierte Tempelchen. Auch der der Nackenschild trug Auflagen und zwar an beiden Seiten Winkel und in der Mitte eine Tafel, eine sogenannte tabula ansata, auf der bei anderen Helmen oft Namen des Helmträgers eingraviert sind. Außerdem befinden sich hier zwei Nietlöcher. Ursprünglich hielten sie zwei Bronzeösen und einen kleinen Bügel, der als Aufhängevorrichtung während des Marsches und in der Unterkunft diente.
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Vitrine 8 /
Abb. 2
Eisenhelm
Helm 2
ermanische Eisenhelm mit Spuren einer Helmzier aus Leder, Fell und Federn. Als Grundform diente die umgearbeitete Kalotte eines römischen Helmes.
Der germanische Eigentümer, wohl einer der Anführer im batavischen Heer (nach Angabe des Tacitus verloren die Bataver einer ihrer besten Leute). hatte einen alten römischen
Legionärshelm für seine Zwecke umgearbeitet. Er entfernte zunächst Wangenklappen, Nackenschild und Stirnbügel. Dann schmiedete er die Ohrausschnitte zusammen und versah den Rand mit einer nach außen überlappenden Ledereinfassung (während der Restaurierung größtenteils abgenommen). An der Vorderseite fanden sich Abdrücke von vier Federkielen, dazwischen und auf dem Helmrücken dagegen Spuren von Tierfell. Der Rekonstruktionsversuch geht davon aus , dass es sich um einen aufgeklebten Tierbalg, vielleicht von einem Wiesel oder einem Marder gehandelt hat, denn im frühen Mittelalter findet man mehrfach Nachbildungen solcher Tieraufsätze in Metall. Für die frührömische Zeit gibt es jedoch kaum germanische Helmbelege, so dass der Helm von Gellep eine wertvolle Bereicherung unserer Kenntnis darstellt.
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Vitrine 9 /
Abb. 3
Eisenhelm
Abbildung germanische Helmzier
ermanische Helmzieren und Helmaufsätze aus dem frühen Mittelalter nach zwei Pressblechauflagen eines Helmes aus Vendel in Schweden (7. Jahrh. n. Chr.)
Die Überhöhung des Kriegers durch aufwendigen Kopfputz oder Furchterregende Helmaufsätze war früher ein weit verbreitetes Mittel der
psychologischen
Kriegsführung. Angewendet wurde es nicht nur von barbarischen" Völkern wie den Germanen oder den nordamerikanischen Indianern, sondern auch von Griechen und Römern in Form von bunten Helmbüschen oder Löwenfellen.
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Vitrine 11 /
Abb. 10 - 13
Menschliche Schädelkalotte mit Hiebverletzungen
us dem Schutt der Eckbastion des letzten Kastells. Im Zerstörungsschutt des
Kastells fand sich eine größere Zahl menschlicher Knochen. Offenbar hat man die Gefallenen während einer längeren Belagerung zunächst innerhalb des Kastells bestattet und anschließend nicht vollständig umbetten können.
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Abb. 4
Spitze eines eisernen
Geschützpfeiles
eben den Flachbahn-schleudergeschützen für Kugeln gab es auch Pfeilgeschütze (CATAPULTA). Sie erzielten eine größere Reichweite und auch eine größere Durchschlagskraft als Handbögen.
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Abb. 7
Gelduba als
Wirtschaftsstützpunkt
as Kastell
Gelduba wurde im Verlauf des
2. Jahrhunderts - in einer Zeit weitgehender Ruhe am niedergermanischen
Limes - immer mehr zu einem Wirtschaftsstützpunkt ausgebaut. Offenbar begünstigte die Lage des Hafens diese Entwicklung.
Die Funde deuten unter anderem auf die Existenz mehrerer Buntmetallwerkstätten
(FABRICAE) innerhalb des Kastells. Angefertigt wurden z.B. verschiedene Bronze- und
Messinglegierungen. Möglicherweise stellte man neben Gussstücken auch Bleche her. Jedenfalls wurden Bleche in großem Umfang weiterverarbeitet. Schließlich versah man Eisengegenstände mit bronzenen Überzügen, wie z.B. Glocken, die in abgestuften Größen - und wahrscheinlich auch mit jeweils abgestuftem Klang - gefertigt wurden.
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Vitrine 12 /
Abb. 10
Die Ausrüstung der Soldaten
bbildung des Auxiliarreiters
Vonatorix auf einem in Bonn dem antiken Bonna gefundenen Grabstein.
Der Reiter ist mit Schuppenpanzer, kurzer Lanze, Langschwert Spatha) und einem länglichen Schild ausgerüstet.
1 Phalerae, runde Zierscheiben und Riemenverteiler vom Pferdegeschirr
2 Klapperbleche amulettartige Anhänger vom Pferdegeschirr
3 Panzerschuppen aus Bronze Schuppen- und Kettenpanzer gehörten zur Auxiliarausrüstung, während der Legionär den Schienenpanzer trug
4 Schwertscheidenmundblech ältere Form
5 Ortbandknöpfe Endstücke der Schwertscheide, ältere Form
6 Schwertriemenhalter aus Bein und aus Bronze jüngere Form
8 Ortband aus Bronze jüngere Form
9 einfache Gürtelschnalle
10 Ohrschutz aus Bronzeblech Fragment eines Reiterhelmes 2./3.Jahrh.
11 Schildbuckel und Fessel (Griff) aus Eisen Der Eigentliche Schild war aus Holz und Leder gefertigt.
12 Lanze (Hasta)
13 eisenbeschlagene Sohle eines Soldatenstiefels caliga
14 eiserne Bratpfanne mit Klappstiel. Der Klappstiel erleichterte die Mitführung im Marschgepäck
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Vitrine 13 /
Abb. 7
Blick in die Kastellwerkstätten
1 einfache Bronzefiebeln Gewandspangen
2 Knochennadeln als Ersatz für Gewandspangen
3 u. 4 Schlüssel und Schlossnagel
5 u. 6 Löffelstiel und chirurgisches Gerät
7 Angelhaken
8 bleigefülltes Gewicht
9 Kastengriff
10 Zügelführung für Wagen Jochaufsätze
11 Glocken als Eisenblech, innen mit Bronzeblech ausgekleidet, ein Exemplar nur teilrestauriert.
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Abb.
12-15, 17
12 Bronzebarren
13 Bleibarren
14 eiserner Treibamboss mit Bleiauflage
15 Treibhammer
16 Bronzeabfälle (z.T. alte Gefäße) und Gussreste
17 Löffelbohrer für die Holzbearbeitung
in einem Holzklotz eingesetzte eiserner Ambosse (nach einem Wandbild aus Pompei)
Schmiededarstellung auf einem Grabstein aus Aquileia
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Vitrine 11
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Abb. 7
iner spätrömischen Mauer, die Schriftseite nach unten gewendet. Ursprünglich dürfte sie jedoch an einem öffentlichen Gebäude oder einem der Kastelltore angebracht gewesen sein.
Die oberen zwei Zeilen, in denen der Name des Kaisers genannt wird, zeigen Spuren absichtlicher Zerstörung Der volle Name Lautet: IMPERATOR CAESAR MARCVS CASSIANIVS LATINIVS POSTVNVS. Postumus wurde 259 vom niedergermanischen Heer zum Kaiser ausgerufen, jedoch nicht im ganzen Reich anerkannt. In einem Gallien, Spanien und Britannien umfassenden Reichsteil konnte er sich jedoch bis 268 behaupten. Nach seiner Ermordung oder nach dem Ende des
gallischen Sonderreiches 274 wird die Inschrift deswegen entfernt und verstümmelt worden sein. Die dritte Zeile enthält den Kaisertitel: PIVS FELIX
INVICTVS AVGVSTVS...., dessen Form eine Datierung der Inschrift auf die Frühzeit der Regierung, wahrscheinlich Ende
261 oder 262 zuzulassen scheint. Der weitere Text bezieht sich vermutlich auf den Untergang (CONSVMPTVM) des Kastells (oder eines öffentlichen Gebäudes) durch Verrat (PERPRODIT...) und den Wiederaufbau durch den Kaiser.
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Vitrine 17
/ Abb. 19
Verehrung des einheimischen
Hercules im Grabbrauch
nter den Beigaben der Gelleper Gräber sind die dekorativen Bilderschüsseln aus Terra Sigillata Auffallenderweise nur sehr selten vertreten. Ähnlich verhält es sich in den meisten anderen römischen Gräberfeldern. Anders war dies jedoch im Land der Cugerner (nördlich von
Gellep) sowie in einem Teil des rechtsrheinischen Raumes, dem Gebiet zwischen Niederrhein und mittlerer Weser, hier erfreuten sich Bilderschüsseln als Grabbeigabe allergrößter Beliebtheit.
Dieses Fundbild lässt vermuten, dass den Bilderschüsseln bei den hier wohnenden germanischen Stämmen eine ähnliche Bedeutung zukam wie den drei Krügen bei den Ubiern, nämlich, dass sie mit dem bevorzugten Kult in Verbindung standen. Tatsächlich scheinen diese Stämme weniger den Matronen als vielmehr ihren männlichen Pendant, dem germanischen Hercules, angehangen zu haben. Zwar gibt es auch hier bislang keinen exakten naturwissenschaftlichen Nachweis des einstigen Inhalts, doch dürften die mit Hercules verbundenen Schüsseln wahrscheinlich mit Bier gefüllt gewesen sein.
Während den Matronen das Wachstum der Feldfrüchte unterstand, war der einheimische Hercules mit seinen Begleitern Apollo und Mars für deren Weiterverarbeitung zuständig. Als herausragende Stellvertreter der unter ihrer Aufsicht "erzeugten" Nahrungsmittel galten dabei das Brot sowie das eng mit ihm verbundene Bier. Auch verwendete man häufig Bier zur Herstellung von Sauerteig.
Brot und Bier waren das genaue Gegenteil von Naturgewachsenen Produkten. Zu ihrer Herstellung musste das Getreide vielfach bearbeitet (gedroschen, gemahlen und gesiebt) werden. Der Teig setzte sich nicht nur aus Mehl sondern auch aus den tierischen Produkten Milch und Honig (bzw. Biersauerteig) zusammen. Er musste aufgehen (künstlich weiter wachsen) und schließlich durch Feuer gebacken werden.
Infolgedessen war im Kult des Hercules nicht allein das Trinken von Bier sondern die zahlreichen Teller in Grab 4087.
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