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Vor- u. Frühgeschichte
Vitrine 2
Steinzeit
Die ersten Ackerbauern
m
5000 v. Chr.
drangen die ersten Bauerngruppen
(Bandkeramische Kulturen) vom Balkan her nach Mittel-
und Nordeuropa vor.
Um die Mitte des Jahrtausends erreichten Sie auch
den Niederrhein. Allerdings besiedelten sie zunächst
ausschließlich die
fruchtbaren Lößgebiete der niederrheinischen Bucht zwischen Köln und Aachen.
Der untere Niederrhein verblieb dagegen noch für längere
Zeit den einheimischen Sammlern und Jägern.
Erst nach 500 Jahren dehnten die Erben der
Bandkeramiker ihr Siedlungsgebiet
weiter in den sandigen Norden aus. Nach einem Fundort in
Mitteldeutschland spricht man nun von der
Rössener Kultur.
ie frühen Ackerbauern legten von Anfang an feste
Siedlungen mit großen rechteckigen Holzhäusern an, in denen auch
mehrere Familien wohnen konnten. Die Ernährungsgrundlage bildete vor allem
der Ackerbau. Daneben spielte aber auch die Viehzucht eine wichtige Rolle.
Das Sammeln von Wildpflanzen, die Jagd und der Fischfang hatten dagegen
kaum noch Bedeutung und dienten lediglich der Bereicherung des
Speisezettels. Die
sesshafte Lebensweise der frühen Ackerbauern
ermöglichte erstmals in unserem Gebiet den
Gebrauch zerbrechlicher Tongefäße. Sie
erlaubte auch die zeitraubende Herstellung
geschliffener Steingeräte. Geschliffene Beile und Äxte benötigte
man nun für den Hausbau und die Rodung der ursprünglich geschlossenen
Waldflächen.
Die mittlere Jungsteinzeit
ie die Besiedlung am Unteren Niederrhein
während des frühen Jungneolithikums
(nach 3500 v. Chr.) ausgesehen hat, ist bislang weitgehend ungeklärt.
Allerdings bezeugen zahlreiche Funde von Beilen und anderen Steingeräten ,
dass hier zu dieser Zeit Menschen gelebt haben. Die meisten Stücke scheinen
formal der sogenannten Michelsberger Kultur
nahe zu stehen (10-13),
(17-19). Die Michelsberger Kultur
war in den Löß des südlichen
Niederrheins und am Mittelrhein verbreitet. Vereinzelte Funde sind jedoch
auch aus Westfalen bekannt.
Das kleine Rechteckbeil (16) ist dagegen kennzeichnende Form der sogenannten Trichterbecher-Kultur (Großsteingräberleute).
Die Trichterbecher-Kultur war vor
allem in Norddeutschland und den nördlichen Niederlanden
verbreitet. Die südwestlichsten Großsteingräber
liegen - soweit bekannt - in Heiden bei Borken und in
Essen-Kupferdreh.
Die späte Jungsteinzeit
u Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr.
breitete sich überall die Becher-Kulturen
aus. Man bezeichnete sie in der Frühzeit auch als
Schnurkeramische Kultur.
Offensichtlich war dieser Vorgang mit größeren Wanderbewegungen verbunden. Auch am Niederrhein fanden sich
neue Siedlergruppen ein. Sie bevorzugten sandige Böden, die nun erstmalig
in größerem Umfang wirtschaftlich genutzt wurden. Anscheinend betrieben
sie vorwiegend Viehzucht und setzten den
Ackerbau an die zweite Stelle.
Die Haltung von Schafen und Ziegen, daneben auch von kleinwüchsigen Rindern und
Schweinen hatten schon die Bandkeramiker
betrieben. Völlig neu war allerdings die Einführung der Pferdezucht durch die Becherleute.
Das Ursprungsgebiet der Pferdezucht lag wahrscheinlich in den
südrussischen Steppen (Abb.
9). .
24 Pfeilspitzen aus Feuerstein (Krefeld-Gellep)
a) ältere Form
b) kennzeichnende Form der Becher-Kultur
c) Bronzezeit
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Beschreibung der Funde
Raum
1
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Abb.
3
Getreideanbau in der Steinzeit
ie ältesten am Niederrhein angebauten Getreidesorten waren die
Weizenarten Emmer
(Triticum cf. dicoccon) und
Einkorn
(Triticum monococceum) sowie die Nacktgerste
(Hordeum hexastichum var. nudum). Als
Gemüsepflanzen wurden die
Erbse (Pisum sativum L.) und die
Linse (Lens
culinaris) kultiviert. Als Öl- und Fettpflanze von Bedeutung war der
Lein (Linum usitatissimum L.). Der
Lein diente zudem als Faserpflanze zur
Herstellung von Textilien. Als solcher hat er am Niederrhein bis in die
Neuzeit eine große Bedeutung gehabt. In der Eisenzeit treten einige neue
Anbaupflanzen auf. An Getreidesorten zu nennen sind der
Dinkel (Triticum
spelta), gelegentlich der Roggen (Secale
cereale L.) und vor allem die
Rispen- und Kolben- Rispenhirse
(Panicum miliaceum und Setaria et. italica). Als
Gemüsearten treten jetzt auch die Linsenwicke
(Vicia ervilia), die
Bohne (Vicia faba) und die Möhre
(Daucus carota) auf. Eine zusätzliche
Ölpflanze ist der Leindotter (Camelina sativa). Wenig entwickelt ist
immer noch der Obstanbau. Man beschränkt sich vorwiegend auf das Sammeln
von Wildobst
(Schlehe, Brombeere,
Himbeere, Haselnuss, wilder
Apfel).
1 Sichelmesser mit eingesetzten
Feuersteinklingen (Krefeld-Gellep) Anfangs erntete man die Ähren
wahrscheinlich durch Pflücken, so dass Sichelmesser letztlich zum
Schneiden des Strohes notwendig waren.
2
Bronzesichel (Andernach)
3 Mahlstein (Krefeld-Vennikel)
vom Verf. übergeben.
4
Reibstein (Krefeld-Vennikel)
5 verkohltes Getreide aus
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Abb.
4
Hockergrab der Becherkultur
eit der
Mitte der Jungsteinzeit
(nach 3500 v. Chr.) unternahm man es,
den in größeren Platten im Kalkstein anstehenden Maasfeuerstein
bergmännisch zu gewinnen - auch im Untertagebau - und ihn über größere
Entfernungen zu verhandeln. Die Abbaugebiete lagen vorwiegend im Raum
Aachen - Maastricht. Man verwendete den Platten-Feuerstein hauptsächlich
für große Geräte, wie lange Klingen und Dolche oder Beile. In der Regel
wurden Sie nicht als Fertigprodukte sondern als grob zugerichtete
Halbfertigfabrikate in den Handel gebracht. Da der Niederrhein von den
Abbaugebieten her leicht zu erreichen war, ist es nicht verwunderlich,
dass
Beile hier seit dieser Zeit fast ausschließlich aus eingeführtem
Feuerstein hergestellt wurden. 10-13
Beile aus importiertem
Maasfeuerstein 10 (Krefeld-Gellep)
11 (Meerbusch-Ossum) 12 (Krefeld-Hülser Bruch)
13
(Krefeld-Oppum)
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Abb. 5
Hockergrab der Becherkultur
eigaben aus einem Hockergrab unter dem sogenannten Sarah-Hügel im
Kalbecker Wald bei Goch. Sie wurden 1924 durch den Direktor des Krefelder
Museums, Jos. Rademacher, ausgegraben. Es handelt sich um einen
Glockenbecher und eine Streitaxt vom
"jütländischen"
Typ.
Raum 1
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Abb.
6, 8
Hockergrab der Becherkultur
ennzeichnend für die Becher-Kulturen (nach 2800 v. Chr.) ist die Anlage
einzelner großer Grabhügel unter denen der Tote oft in Hockstellung auf
der Seite liegend bestattet wurde. Typische Grabbeigaben waren neben den Namengebenden Bechern Feuersteindolche oder lange Klingen sowie sorgfältig
geschliffene und durchbohrte Streitäxte. (In Skandinavien spricht man
deswegen auch von der
Streitaxtkultur . Abb. 8 links Hockergrab der
Becherkultur nach einem Fund aus Wehm (Niedersachsen) |
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