Sonderausstellung in der "Villa Ahrweiler"
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Nachbau eines römischen Schlosses anhand eines
Drehschlüsselsfundes
aus Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Ein Beitrag zur Technikgeschichte der Antike von Detlef Stender
us
der römischen Siedlung auf dem Plateau der Bunten Kuh bei Walporzheim,
stammt der außergewöhnlich gut erhaltene Drehschlüssel (Abb. 2). Schlosskästen
für Drehschlüssel wurden leider bisher nicht vollständig erhalten
gefunden. Bereits vor über hundert Jahren, hat der Archäologe Louis
Jacobi versucht, einen idealen Schlosskasten zu rekonstruieren. Der
Verf. wurde von der Archäologin Frau Dr. Gabriele Wolff angesprochen,
welches Schloss passt zum Schlüsselfund? Im Rahmen der experimentalen
Archäologie wurde das Schloss entsprechend der Skizze (Abb.1) von L.
Jacobi nachgebaut. In einem Monat konnte das Ergebnis vorgelegt werden.
Das Drehschlüsselschloss funktioniert sehr gut. Nach Aussagen von L.
Jacobi waren die meisten Schlösser aus Eisen gefertigt. Die Schlüssel
wurden gegossen oder aus Eisen geschmiedet (Abb. 2).
Abb. 2 Römisches Drehschlüssel. Museum Ahrweiler, Bad
Neuenahr-Ahrweiler, 2013
Da wir heute über bessere technische Mittel verfügen, erstaunt es immer
wieder, mit welcher hohen Präzision die römischen Schmiede die Fertigung
der Einzelteile zustande brachten. Nachfolgend sind einige
handwerklichen Gerätschaften genannt, die bei einer Sonderausstellung im
Museum Burg Linn gezeigt wurden. Man kann mit großer Wahrscheinlichkeit
davon ausgehen, dass der Beruf des Silber-Goldschmieds genauso wie der
Handwerker der Schlösser, spezialisiert war.
Abb. 3 Schmiedehammer
Abb. 4 Ambos
Abb. 5 Schmiedezange, Schmelztiegel mit Bronzeresten auf einem Rost.
Funde aus Krefeld-Gellep.
Mit einem Schmiedehammer und Ambos der in einem Holzblock geschlagen
wurde, konnte man Rohlinge unterschiedlichster Art schmieden (Abb 3 u.
4). Vorstellbar ist auch, dass so der rekonstruierte Riegel geschmiedet
wurde Abb (6). Den letzten "Schliff" konnte man mit Hilfe eines
rotierenden Schleifsteins und einer Feile (Abb. 7) erhalten. Bis auf das
Schmieden, wurde auch der nachgebaute Schlossriegel 2014 so gefertigt.
Beschreibung des Schließvorgang (Siehe Explosionsschaubild):
Der Schlüssel wird in das Schlüsselloch des Kastens gesteckt. Die
Dornlänge und die Schlüssellochbohrungstiefe müssen passen. Sie halten
den Schlüssel in der genauen Lage. Der Schlüsselbart wird somit in der
Drehachse fixiert. Durch die Erfindung der vorderen und hinteren
Buchsen, die jeweils mit den vorderen und hinteren Gleitblechen fest
verbunden sind, haben die Römer erreicht, dass man mit einem Haken
(Dietrich) nicht in den eigentlichen Entriegelungsbereich gelangen kann.
Daher ist das Drehschlüsselschloss gegenüber dem Schieberiegelschloss
ein Schloss mit höherer Schließsicherheit. Der Schlüssel von der "Bunten
Kuh" hat parallel der Schlüsselachse zwei gegenüberliegende Einkerbungen
am Schlüsselbart die passgenau bei Drehung im Uhrzeigersinn die beiden
Buchsen um ca. 90 Grad passieren. Nun kommt das dritte Hindernis das der
Schlüssel zu überwinden hat. Wenn die beiden Zapfen des Schieberiegels
in Verschlussstellung stehen, sorgt eine Sperrfeder dafür, dass die
Feder vor einer "Kannte des Riegels" steht und der Riegel in dieser
Stellung von außen nicht verschoben werden kann. Im Schieberiegel ist
eine rechteckige Aussparung. An dem einen Ende hat die Kante
entsprechende Zähne die genau in die Schlüsselbartzähne greifen. Drehen
wir weiter, kann das 3. Hindernis passiert werden. Dabei wird die
gebogene Blattfeder durch den Schlüssel nach oben geschoben, bis das
Kantenende der Feder auf die nächste "Stufe" höher geschoben wird. Bei
ca. 100 Grad berührt der Schlüsselbart das andere Ende der
Rechteckaussparung und schiebt den Riegel genau in die Endstellung. Die
Tür oder Truhe ist offen.
Beim Schlossnachbau fiel auf, dass L. Jacobi keinen
Anschlag für den Riegel vorgesehen hatte. Durch die Steifigkeit bzw.
durch den Anpressdruck der Feder wird der Riegel gut festgehalten. Ein
Anschlag ist aber notwendig, weil sonst der Schieberiegel aus den
Kastenführungen rutschen würde.
Die Funktion des Federniederhalters (Vexier):
Sich „plagen, quälen“ (lat. vexare) soll sich der Einbrecher beim öffnen
der Tür, wenn er den Schlüssel des Besitzers vorher entwendet hat. An
der Schlossaußenseite befindet sich eine rechteckige Vertiefung. Bevor
der Schlüssel ins Schloss gesteckt wird muss der Federniederhalter um
180 Grad nach Oben gedreht werden. Wo ist aber oben? Das weiß nur der
Schlüsselbesitzer! Somit muss der Einbrecher etwas Geduld aufbringen um
die richtige Stellung zu finden, um dann den eigentlichen Schließvorgang
auszuführen.
Ist das nicht eine gute Erfindung der Römer?
Bildnachweise zum Text
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(Abb. 1)
Skizze von L. Jacobi. Saalburg 1897
Nach dieser Skizze wurde das Schloss für die Ausstellung nachgebaut. |
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(Abb. 2)
Der Originalschlüssel von der Höhen-Siedlung "Bunte Kuh".
Als Vorlage für den Schlossnachbau diente dieser Schlüssel. |
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(Abb. 3)
Schmiedehammer. Gellep Gräberfeld.
Mit solch einem Hammer mit unterschiedlichem Gewicht wurden Schmiedearbeiten ausgeführt.
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(Abb. 4)
Kleiner Ambos.
Ambosse gibt es in einer Vielzahl. Dieser wurde in einen Holzblock geschlagen. Schon erfüllte er seine Aufgabe.
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(Abb. 5)
Vorrichtung für einen Tiegel
Feuerrost. Tiegel gehalten mit einer Schmiedezange.
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(Abb. 6)
Nachbau eines römischen Schlosses nach einer Skizze von L. Jacobi. Saalburg 1897
3D Explodionszeichnung der Einzelteile am Schloss. |
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(Abb. 7)
Römische Messerfeile
Mit Messerfeilen wurden Sägeblätter geschärft. Sie eignen sich aber auch für das Befeilen der Bärte eines röm. Schlüssels. |
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(Abb. 8)
3D Ansicht des nachgebauten Schlosses nach Louis Jacobi.
Die 3 D-Röntgenansicht vermittel sehr gut wie komplex bereits die konstruktionsprinzipien römischer Schlösser sind. |
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