Im Hintergrund eine Fundkarte von Albert Steeger

Die Sonne, lebensspendende Kraft der Erde... 

Der Mond, auch er hat eine große Bedeutung für den Menschen...

Herzlich willkommen auf den WorldWideWeb-Seiten der Archäologie in Krefeld . . . . . . . . . . Hier vermitteln wir Spannendes und Wissenswertes über Archäologie im Internet . . . . . . . . . . Jetzt neu auf unseren Seiten das virtuelle Museum Burg Linn . . . . . . . . . . Und Neuigkeiten von archäologischen Ausgrabungen des Museums Burg Linn im Stadtgebiet von Krefeld . . . . . . . . . . Wußten Sie schon, dass es in Krefeld-Elfrath einen rekonstruierten römischen Tempel gibt ? ? ? ? ?. . . . . . . . . . Oder dass es in Krefeld-Gellep das größte zusammenhängende und modern ausgegrabene römisch-fränkische Gräberfeld nördlich der Alpen gibt ?. . . . . . . . . . Wenn nicht, dann schauen Sie sich unsere Webseiten der Bodendenkmalpflege an.


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Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege
 

Archäologie im Rheinland

2005

  •  STADT KREFELD

Neue spätantike Gräber mit Kreisgräben in Gellep

von
Christoph Reichmann

m äußersten Westrand der ausgedehnten Gräberfelder von Krefeld- Gellep wurde jetzt erneut eine Gruppe von Gräbern mit kreisförmigen Einhegungen aufgedeckt (Abb. 1). Von den elf Brandgräbern aus der Zeit um 300 zeigten sechs Einhegungen durch Gräbchen. Fünf von ihnen waren rund und nur eine rechteckig. In diesem Randbereich des Gräberfeldes bilden die eingehegten Gräber offenbar die älteste Belegung. Nicht nur die übrigen fünf Brandgräber den auch sieben zusätzlich aufgedeckten Körpergräber des fortgeschrittenen 4. Jahrhunderts drängten sich zwischen die Kreisgrabengräber, welche offenbar lange Zeit als Hügel deutlich wahrnehmbar waren. Dabei hielten die Brandgräber so viel Abstand, dass sie ebenfalls mit kleineren Hügeln versehen gewesen sein könnten. Die jüngsten Körpergräber gehörten bereits in die zweite Hälfte des 4.Jahrhunderts. Sie enthielten u. a. Trachtbestandteile wie Armringe oder bei den Männergräbern Gürtelschnallen, Zwiebelknopfflibeln und Geldbeutel. In den Jahren 1988 - 1992 waren bereits unmittelbar östlich anschließend 14 eingehegte Gräber aus der zweiten Hälfte des 3.Jahrhunderts ausgegraben worden. Allerdings lagen diese in noch weiteren Abständen zwischen einer Vielzahl von Gräbern ohne Einhegungen. Von diesen 14 Anlagen waren 11 kreisförmig, zwei rechteckig und eine „steigbügelförmig“, d.h. an einer Seite eckig und an der anderen abgerundet. Auffällig war, dass die rechteckigen Gräbchen jeweils weibliche Bestattungen umgaben. Während die neu aufgedeckten Anlagen soweit erkennbar alle Öffnungen im NW aufweisen, waren unter den schon früher gefundenen zwei, darunter auch ein Rechteckgraben, ohne Öffnung. Anscheinend handelt es sich hier um eine einheimische Grabsitte. Auffällig ist jedoch die vergleichsweise späte Zeitstellung der Gräber, denn bei der Mehrzahl der bekannten ländlichen Gräberfelder in der Umgebung laufen die Bestattungen schon um die Mitte des 3.Jahrhunderts aus, so dass der in Gellep hauptsächlich beobachtete Zeitabschnitt meist gar nicht mehr erreicht wird. Allerdings treten die Einhegungen auch in Gellep nicht ganz unvermittelt und ohne Vorbilder auf, denn etwas weiter östlich zieht sich ein alter Nordsüdweg durch das Gräberfeld, und vor allem an seinem Ostrand lagen nicht allein eisenzeitliche Gräber mit Grabeneinhegungen sondern auch solche der älteren Römerzeit. Im vergangenen Jahr musste auch hier eine kleinere Fläche untersucht werden. Dies ergab 24 Brand- und vier Körpergräber. Dabei wurden allein drei neue Kreisgrabenanlagen des späten 1 Jahrhunderts aufgedeckt. Die älteren Einhegungen am Wegrand, unter denen sich ebenfalls nur wenige rechteckige finden, sind in einigen Fällen geschlossen, meist jedoch mit Öffnungen an der Westseite ausgestattet, so dass zumindest in Gellep eine Verschiebung der Öffnungen im Laufe der Römerzeit von West nach Nordwest beobachtet werden kann. Die vorrömischen Anlagen zeigen dagegen - soweit erkennbar und soweit nicht geschlossen - ausschließlich Öffnungen nach Südosten. Der einheimische Charakter der neuen Kreisgrabengräber wird auch durch Grabsitte und Beigaben unterstrichen. So handelt es sich ausnahmslos um Brandgräber, während in anderen Teilen der Gelleper Gräberfelder während der zweiten Hälfte des 3.Jahrhunderts schon häufiger unverbrannt bestattet wurde. Gut erhalten waren die Ausstattungen von Grab 6364 (mit Rechteckgraben) und Grab 6371 (mit Kreisgraben). Beide mit Gefäßen reich ausgestattet, fielen vor allem durch ihre zahlreichen Trinkgefäße auf. Zu diesen gehörte in Grab 6371 eine Fußschale aus terra nigra. Die Herstellungsräume dieses Schalentyps sind zwar in der Literatur umstritten, doch belegen neuere Funde recht gut, dass Fußschalen aus terra nigra nicht nur innerhalb der römischen Provinz sondern auch im rechtsrheinischen, insbesondere fränkischen Gebiet hergestellt wurden. Meist unterscheiden sich die jeweiligen Formen auch in kleineren Details. Ihre Beliebtheit bei den Franken verdankt die Schale wohl ihrer Ähnlichkeit zur einheimischen, von Hand aufgebauten Fußschale. Die Gelleper Schale wurde jedoch nicht importiert, sondern gehört anscheinend zu den seit dem späteren 3. Jahrhundert in Gellep selbst produzierten Schalen, weiterhin kennzeichnend für den einheimisch germanischen Grabbrauch ist die Beigabe von Toilettegerät, im vorliegenden Falle einer kleinen eisernen Schere. Das zweite Grab enthielt zwar keine so spezifischen Gegenstände, jedoch fand sich darin der erste große Bronzeeimer vom Hemmoorer Typ in Gellep (Abb. 2). Bislang waren von hier lediglich drei Miniatureimer bekannt. Zwar stammt der Eimer zweifellos aus römischer Produktion, doch sind Eimer dieser Form in römischen Gräbern kaum verbreitet, wohingegen man sie aus Gräbern des rechtsrheinischen germanischen Gebietes durchaus häufiger kennt. Die Sitte, die Gräber durch Gräben einzuhegen und darüber Hügel aufzuschütten, reicht am Niederrhein weit in vorgeschichtliche Zeit zurück, auch wenn sie in der späten Eisenzeit weniger deutlich in Erscheinung tritt als in der Zeit davor. Üblich waren damals vor allem Kreisgräben und häufiger auch beetförmige Langgräben. Rechteckige oder fast quadratische Anlagen wurden dagegen erst während der frühen Laténezeit aus Nordwestfrankreich übernommen und sind daher eher für die jüngere Eisenzeit kennzeichnend. Entsprechend massiert setzen sie sich in frührömischer Zeit fort. Im nahen Gräberfeld von Tönisvorst fanden sich sogar ausschließlich rechteckige Einhegungen. Allerdings gilt es hier zu berücksichtigen, dass die Bestattungsgemeinschaft offenbar weniger im engeren Sinne einheimische als vielmehr elbgermanische Wurzeln hatte. In Hatert bei Nijmegen und damit im batavischen Gebiet liegt der Anteil der Kreisgräben nur bei etwas mehr als einem Drittel (34:78). Ein Überwiegen rechteckiger Anlagen scheint - Gellep ausgenommen - zumindest während der älteren Römerzeit die Regel gewesen zu sein, zumal rechteckige „Grabgärten“ auch weiter südlich im Hunsrück und am Mittelrhein unter der einheimischen Bevölkerung weit verbreitet waren. Im rechtsrheinischen Germanien sind Grabeinhegungen dagegen während der Römerzeit weitgehend unüblich, allerdings bemerkt man hier in einigen Gebieten ein Wiederaufleben während der Spätantike und dies hauptsächlich mit runden Anlagen. Auffällig ist, dass auch hier jetzt häufiger die Öffnungen nach Norden, Süden oder Westen, weniger dagegen nach Südosten gerichtet sind. Dass die Richtung beliebig war oder die Öffnungen gar als reale Grabzugänge gedient haben könnten und auf benachbarte Wege ausgingen, wie gelegentlich angenommen wird, erscheint jedenfalls wenig glaubhaft. Offenbar waren die Gräbchen im Unterschied zu den darüber aufgeschütteten Hügeln für die Lebenden schon nach relativ kurzer Zeit kaum mehr sichtbar. Dass der Ausrichtung von Gräbern dagegen sehr wohl symbolische Bedeutung zukommen konnte, zeigt eindrucksvoll der gleichzeitig im Rheinland einsetzende christliche Grabbrauch. Die nunmehr unverbrannten Toten wurden mit Blick nach Osten beigesetzt. Man begründete dies allerdings nicht mit der Richtung des Sonnenaufganges, sondern mit der Zielrichtung Jerusalem, über dem Christus dereinst beim Jüngsten Gericht erscheinen würde.


Literatur:

  • C. BRIDGER: Das römerzeitliche Gräberfeld "Am Hinkes Weißhof" Tönisvorst-Vorst, Kr. Viersen, Rhein. Ausgr. 40 (Köln/Bonn 1996)

  • J. K. HAALEBOS: Het grafveld van Nijmegen- Hatert (Nijmegen 1990).

  • R. PIRLING :  Spätantike Kreisgräben in Krefeld- Gellep. Arch. Rheinland 1989 (Köln/Bonn 1990) 115—1 17.#

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