Im Hintergrund eine Fundkarte von Albert Steeger

Die Sonne, lebensspendende Kraft der Erde... 

Der Mond, auch er hat eine große Bedeutung für den Menschen...

Herzlich willkommen auf den WorldWideWeb-Seiten der Archäologie in Krefeld . . . . . . . . . . Hier vermitteln wir Spannendes und Wissenswertes über Archäologie im Internet . . . . . . . . . . Jetzt neu auf unseren Seiten das virtuelle Museum Burg Linn . . . . . . . . . . Und Neuigkeiten von archäologischen Ausgrabungen des Museums Burg Linn im Stadtgebiet von Krefeld . . . . . . . . . . Wußten Sie schon, dass es in Krefeld-Elfrath einen rekonstruierten römischen Tempel gibt ? ? ? ? ?. . . . . . . . . . Oder dass es in Krefeld-Gellep das größte zusammenhängende und modern ausgegrabene römisch-fränkische Gräberfeld nördlich der Alpen gibt ?. . . . . . . . . . Wenn nicht, dann schauen Sie sich unsere Webseiten der Bodendenkmalpflege an.


Logo von Archäologie in Krefeld

Home
Burg Linn
Über uns
3D Visualisierung
Museum Burg Linn
Veranstaltungen
Geschichte
Zeittafel
Klima
Projekte
Archiv
Forschung
Münzdatenbank
Wörterbuch
Literatur
Links
Sitemap
Suchen
Kontakt
Impressum


Last update:
08.09.2016 20:21:27


Der neue Online-Shop von Archäologie in Krefeld

Shop
Ganz neu bei
Archäologie
in Krefeld
der Verkauf
von
DVD-Filmen!
Eigene
Produktion.

 Diashow
Ein Streifzug,
durch die bunte
Welt römischer
Gläser im

 Museum
Burg Linn

 
WEITER 
Römische Nuppengläser
Römische Grabausstattung mit Glasgefäße
Römische Glasteller mit Becher
 

 Info
Öffnungszeiten
Museum
Burg Linn
 WEITER
 

 Info
Veranstaltungen
im Museum
Burg Linn
Überblick
 WEITER
 

 Info
 Münzdatenbank
Der Verfasser
arbeitet  an einer Datenbank für Fundmünzen
aus Gellep

 WEITER
 

 Projekte
 ALTE KIRCHE
Die
ALTE KIRCHE
von Krefeld. Ein baugeschichtlicher Beitrag.
 WEITER
 

 Projekte
 GELDVBA
Der römische Hafen
von
GELDVBA.
Bilder von der Hafenerweiterung
 WEITER
 

 Projekte
 Luftbild-
Archäologie
2010

Konstruktion eines Flying Wing.

 WEITER
 

 Projekte
 Alde Kerk
Eine romanisch- gotische
Kirchen-
Rekonstruktion.

 WEITER
 

 Projekte
 Luftbilder
 2009

Krefeld. Die ersten archäologischen Luftbilder die von
einem Drachen
aus aufgenommen
wurden.
 WEITER
 

 Projekte
 Römerschiff
 2008
 
Das Schiff Victoria. Rekonstruktion
eines römischen
Kriegsschiffs.

 WEITER
 

 Projekte
 Römermarsch
 2008

Ein archäologisches Experiment
und eine Reise
in die
Vergangenheit.
 WEITER
 

 Projekte
 Wallanlage  
Auf dem Hülser
Berg wurde die eisenzeitliche Wallanlage
vermessen.
 WEITER
 

 Projekte
Der Glasperlen-
macher
Film über die Herstellung von Glasperlen
WEITER
 

 Projekte
 Goldschmiede-Technik
Eine Alamannische Goldscheibenfibel
wird nachgebaut
 WEITER
 

 Projekte
Werkzeuge
  Heute
 und
 Gestern
Ganz aktuell,
die neue Seite
über römische Messerfeilen.
Ein Beitrag zur Technikgeschichte
der Antike
 WEITER
 

 News
 Römische Goldschmiede-
technik
Ein Goldschmied
und seine Produkte

 WEITER
 

News
 360 º Panorama
Die Vorburg
der Linner Burg

 WEITER
 

 News
 Archäologie im Rheinland
 2007
Außergewöhnliches Pferdegeschirr aus Gellep
 WEITER
 

 News
 Krieg
 und Frieden
Die Gräber von Tönisvorst-Vorst
 WEITER

 

Das Flussboot  Das Oberländer Schiff  Häfen Schiffe Wasserwege  Der karolingische Lastkahn 
1 Neufunde 2001/2 Fischeln   2 Neufunde 2002 Hüls  3 Neufunde 2004 Gartenstadt  4 Neufunde Hüls 2005 LVR
5 Neufunde Gellep 2005 LVR  6 Neufunde Gellep 2006 LVR  Römer in Gelduba  Hülser Burg
Landschaftsmodell Gelduba  Micky Maus  Malerei im Tempel von Elfrath  Unesco-Übereinkommen 
Ereignisse der Geschichte  Römische Goldschmiedetechnik Pferdeopfer Reiterkrieger
Das Gräberfeld von Tönisvorst-Vorst  Das Geheimnis der Kelten Teil 1 

Das Geheimnis der Kelten Teil 2  Neufunde Gellep 2007 LVR  Fotoausstellung Luftbilder
Sonderausstellung in der "Villa Ahrweiler". Archäologie in Krefeld ist dabei!

Das Flussboot aus dem
13. bis 14. Jahrhundert
 
Gellep Schiff I

 

 
 


Ein mittelalterliches Schiff aus dem Rhein

von Detlev Ellmers und Renate Pirling


m 20. Januar 1972 stieß ein Bagger der Firma Trapp aus Wesel beim Ausschachten eines weiteren Beckens für den Rheinhafen der Stadt Krefeld in ca. 10 m Tiefe überraschend auf bearbeitete Holzreste von beträchtlicher Größe. Der Mitarbeiter einer im Hafenbereich etablierten Mineralölfirma, Herr Armin Denz, hörte durch Zufall davon, begab sich an Ort und Stelle und sah, dass es sich um die Reste eines alten Schiffes handelte.

Glücklicherweise verständigte er sogleich das Landschaftsmuseum des Niederrheins auf Burg Linn. Deren Leiterin, die Verfasserin dieser Zeilen, stand dem ganzen Problem zunächst etwas hilflos gegenüber. Aus der schlammigen, halb gefrorenen Brühe des zukünftigen Hafenbeckens ragten nur einige bizarre Balken und Bretter hervor, der riesige Bagger stand daneben und wartete darauf seine Tätigkeit fortzusetzen, wodurch in wenigen Minuten die hölzernen Trümmer spielend beseitigt worden wären. Dass es sich bei diesen Trümmern wirklich um Reste eines Schiffes handelte, war unschwer zu erkennen. Über das Alter des Fundes lieferten einige bei den Holzresten aufgelesene Tonscherben einen ersten Ansatzpunkt: sie stammten alle aus dem Mittelalter und ließen sich ungefähr dem 13. oder 14. Jahrhundert zuweisen.

Zunächst ging es darum den Bagger am Weiterarbeiten an dieser Stelle zu hindern. Es war ein großes Glück, dass die Mitarbeiter der Firma Trapp, allen voran der örtliche Bauleiter, Herr Koppenburg, viel Verständnis für das seltsame Anliegen einer Archäologin zeigten. Sie zogen den Bagger zunächst ab und setzten ihn an anderer Stelle ein.

Inzwischen war der Direktor des Deutschen Schiffahrtsmuseums in Bremerhaven, Dr. Detlev Ellmers, telefonisch von dem Fund benachrichtigt worden. Er opferte ein freies Wochenende, um sogleich nach Krefeld zu fahren und sich das Wrack anzusehen. Sein Urteil: ein sensationeller Fund! Nach seiner Meinung musste unbedingt versucht werden, das Schiff zu bergen. Dem Landschaftsmuseum stehen in den Wintermonaten keine Grabungsarbeiter zur Verfügung und es fehlten vor allem sämtliche technischen Hilfsmittel, die für die Bergung eines so umfangreichen Objekts notwendig sind.

Zu den vielen Glücksfällen dieser ungewöhnlichen Unternehmung gehörte es, das am Krefelder Rheinhafen eine Kompanie von Flusspioniere der Bundeswehr liegt und das der Chef, Major Fournier, sofort begeistert zustimmte, als er um Hilfe gebeten wurde. So rückte am 26. Januar, einem eiskalten Tag, eine Bundeswehreinheit in Zugstärke und mit allem notwendigen Gerät versehen, zu der Fundstelle. Eine dringend benötigte Planierraupe stellte uns die Firma Trapp kostenlos zur Verfügung. Bis zu den Knien im eiskalten, schlammigen Wasser watend, pumpten und schabten die Soldaten drei Tage lang unermüdlich, bis das Schiffswrack, soweit überhaupt noch vorhanden, freigelegt war. (Abb. 3)

(Dankbar sei hier vermerkt, dass ein einziger Anruf bei der Firma Dujardin im nahen Uerdingen genügte, und schon wurden mehrere Kartons voll kleiner Flaschen mit jenem bekannten, nach seinem Ursprungsort benannten hochprozentigen Gewässer gespendet, das für innere Erwärmung aller Beteiligten sorgte und die schlimmsten Erkältungen verhüten half. Die Brauerei Tivoli sorgte darüber hinaus dafür, dass die Soldaten am Abend ihren Durst mit "Pils" und "Alt" löschen konnten.)

Die Bergungsarbeiten, die vom Restaurator des Landschaftsmuseums, Joachim Hamacher, geleitet wurden, zogen auch ein Team des Deutschen Fernsehens an, und an zwei Abenden wurde in einer Sendung "Hier und Heute" darüber berichtet.

Leider zeigte sich beim weiteren Fortschreiten der Arbeit, dass das ganze Heck des Schiffes bereits dem Bagger zum Opfer gefallen war. Die Bergung des noch vorhandenen Teils war aber noch schwierig genug. Nach der Freilegung hatten wir zunächst versucht dass verbliebene Wrack im Ganzen zu heben. Es wurden in mühevoller Arbeit Stahltrossen unter den Schiffsplanken befestigt und der riesige Bagger der Firma Trapp kam wieder angefahren, um das ganze auf einen daneben in Bereitschaft stehenden LKW. zu heben.

Es erwies sich jedoch, das das Holz bereits zu brüchig war, um diese Aktion heil zu überstehen und so musste das Unternehmen wieder abgebrochen werden. Wir versahen nun die Planken und Spanten durchgehend mit Nummern, zerlegten das Schiff in viele Teile und verfrachteten es so zur Burg Linn. Nun war Eile geboten, denn erfahrungsgemäß fängt Holz , das lange im Wasser gelegen hat, sehr schnell an zu schrumpfen und zu reißen, sobald es trocken wird. Herr W. Lahn vom Deutschen Schiffahrtsmuseum kam dankenswerter für rund 2 Wochen nach Krefeld, sichtete, ordnete und vermaß fachmännisch die Schiffsteile, bis schließlich auf dem Hof neben dem Landschaftsmuseum der Rheinkahn, oder vielmehr das, was von ihm noch erhalten geblieben ist, originalgetreu wieder aufgebaut war (Abb. 4).

achdem alles genau registriert, photographiert und gezeichnet war, wurde das Schiff erneut in seine Einzelteile zerlegt und trat auf einen Lastwagen die Reise nach Bremerhaven an. Die Holzplanken und Spanten müssen mehrere Jahre lang mit einer Holzschutzlösung getränkt werden um sie auf Dauer erhalten zu können, und das Landschaftsmuseum besitzt keinerlei Einrichtungen für eine solche Konservierung, die nicht nur teuer und zeitaufwendig ist sondern auch beträchtlichen Raum beansprucht. Das Deutsche Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven, wohin das Wrack gebracht worden war, besitzt eine vor etlichen Jahren in Bremen entdeckte Hanskogge, ebenfalls rund 600 Jahre alt, und dafür musste ein Bassin von entsprechender Größe geschaffen werden. In dieses wurde jetzt auch die Überreste des Krefelder Rheinkahns gebracht und beide schwimmen jetzt in derselben Holzschutzlösung.

Es sind freilich zwei recht ungleiche Schwestern, die da nebeneinander im Bade liegen, die elegante Hansekogge und der plumpe Lastkahn vom Rhein, von dem ein Mitarbeiter des Schiffahrtsmuseums beim ersten Anblick ironisch geäußert hatte, er dürfte wohl hauptsächlich deshalb geschwommen sein, weil Holz eben leichter sei als Wasser
............

Genauere Berechnungen haben dann aber doch ergeben, dass der Kahn trotz seiner wenig gefälligen Form sehr geeignet war, seine Aufgabe, den Transport von Lasten über den Rhein, zu erfüllen. Er trägt die Spuren fleißiger Benutzung und blieb wohl erst dann am Rande eines Rheinarmes liegen, als das Holz nach vielen Jahren brüchig geworden war und die Schiffer nasse Füße bekamen, wenn sie damit über den Fluss setzten.

Der Schiffsfriedhof muss gleichzeitig als Schuttabladeplatz gedient haben, denn nur so lassen sich die großen Mengen von Tierknochen, Scherben und anderen Abfällen erklären, die wir ringsum und auf dem Kahn angetroffen hatten. Die Scherben waren für uns äußerst wichtig, liefern sie uns doch den einzigen Anhaltspunkt für die Datierung. Sie stammen, wie schon gesagt, aus dem 13. oder 14. Jahrhundert und da sie z. T. auf dem Schiff lagen, kann dieses auf keinen Fall später an diese Stelle gelangt sein. Nicht lange danach muss der Rheinarm, vermutlich infolge Hochwassers, zugeschwemmt, den Kahn mit Schwemmsand überdeckt worden sein. So blieb er über rund sechs Jahrhunderte erhalten.

Wenn in einigen Jahren die Restaurierung beendet ist, wird der Bug des Schiffes nach Krefeld zurückkehren und im Landschaftsmuseum des Niederrheins zu sehen sein.

Das Deutsche Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven wird als Lohn für seine Mühe den Mittelteil behalten und später in seinen Räumen ausstellen. Dort repräsentiert er dann als vorläufig einziges im Original erhaltenes Schiffsteil die Rheinschifffahrt des Mittelalters.
 

Renate Pirling


 

on dem Schiff war kaum mehr als das vordere Drittel verhältnismäßig unversehrt erhalten. Dazu kamen noch einige aus dem Baggergut aufgelesene Teile. Es gelang W. Lahn (Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven), daraus eine in wesentlichen Teilen gesicherte Rekonstruktion wiederzugewinnen (Abb. 5), deren Grundlagen an anderer Stelle ausführlich berichtet wird. Dem an den schnittigen Linien der Wikingerschiffe geschulten Auge wird der schwere Frachtkahn von wenigstens 14,50 m Länge, 3,36 m größte Breite mittschiffs 0,82 m Höhe reichlich plump erscheinen, vermochte er doch bei 5 t Eigengewicht nur noch etwa 5—7 t Ladung tragen. Mit seinem leicht trapezförmigen flachen Boden, dem Spiegelheck, den weit ausladenden Seitenwänden und dem nur angehobenen Bug gleicht er eher einer riesigen Schaufel als einem Schiff. Ausgerechnet am Bug, wo andere Schiffe Schutz gegen Wellen besonders hoch gebaut werden, hat dieses durch die fehlende Bordwand im unbeladenen Zustand seine niedrigste Stelle. Dennoch war die Konstruktion keineswegs so unpraktisch wie es auf den ersten Blick erscheint.

Die Berechnungen zeigen, dass die Fracht hauptsächlich im hinteren Schiffsteil gestapelt wurde, das Schiff hier also tiefer im Wasser lag als vorne. Bei allen Beladungszuständen ergab sich dadurch ausreichender Überhang des Bugs mehr als einem Meter. Das Schiff konnte allerdings nur auf Binnengewässern geringer Wellenhöhe fahren; für die bewegte See oder auch nur für die Fahrt durch Stromschnellen war es ungeeignet. Es konnte aber mit seinem leicht aufgebogenen Bug wie heute noch viele Fähren auf jedes schräg ins Wasser abfallende Ufer auflaufen und über den breiten Bugbalken entladen werden, auf dem die Spuren reichlicher Abnutzung noch heute zu sehen sind.

Besondere Hafeneinrichtungen wie Kaimauern oder Verladeanlagen waren für dieses Schiff weder zum Landen noch zum Beladen nötig. Selbst schwere Fässer (bis zu 1 000 l Fassungsvermögen) konnten ohne weiteres von Land an Bord gerollt werden. Das war ganz besonders praktisch, denn Fässer waren die Container des Mittelalters. Beim Entladen tauchte das Heck zwar immer weiter aus dem Wasser heraus, gleichzeitig neigte aber der Bug nach unten, so dass das Schiff auch weiterhin relativ fest an einem einmal eingenommenen Landeplatz liegen blieb.

Etwa 2 m vor der Schiffsmitte stand ein Mast. Wahrscheinlich war an seiner Spitze die Treidelleine befestigt, die man verhältnismäßig hoch anbringen musste, damit beim Durchhängen sie nicht ins Wasser tauchte. Möglicherweise hat der Mast aber auch ein Segel getragen.

 

Aus der selben Fundschicht stammt nämlich ein hölzernes Seitenschwert, wie es bei flachbodigen Segelschiffen verwendet wird. Leider ließ sich seine Zugehörigkeit zu dem ausgegrabenen Schiff nicht sichern.

Die Bedeutung des bisher einzigartigen Schiffsfundes liegt einerseits in dem umfassenden Einblick, den er in die Bedingungen mittelalterlicher Rheinschiffahrt und Hafenbetriebe gewährt. Andererseits ist er ein bisher noch fehlendes Glied in der langen Kette einer Schiffbautradition, die sich bis tief in vorgeschichtliche Zeiten zurückverfolgen lässt.

Schon die Kelten haben Boote dieses Typs gefahren. Das kleine Goldmodell eines Bootes vom Dürrnberg bei Hallein aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. zeigt den charakteristischen trapezförmigen Grundriss mit dem breiten Heck (Abb. 2). Wer sich über den eigenartigen Schiffsgrundriss wundert, braucht sich nur vor Augen zu halten, dass die Vorbilder für den Schiffstyp Einbäume waren, bei denen sich diese Form aus dem natürlichen kegelförmigen Wachstum des Baumstammes von selbst ergibt. Im Gebiet der oberen Donau sind solche Einbäume bereits aus dem 10. bis 7. Jahrhundert v. Chr. Fürstenhelm Trotz der geringen Größe (Länge nur 6,6 cm) ist am Dürrnberger Modell auch eindeutig der schaufelförmig offene Bug zu erkennen, der das Landen und Beladen so einfach macht.

Als das Rheinland Teil des Römerreiches wurde, baute die einheimische Bevölkerung ihre Schiffe unverändert in der alt gewohnten Technik weiter. Das zeigt besonders eindrucksvoll der Grabstein des Mainzer Schiffers Blussus aus der Zeit der Romanisierung der Kelten. Blussus selbst trägt noch einen keltischen Namen, aber seinem Sohn hat er bereits den römischen Namen Primus gegeben. Auch sein Schiff gehört derselben Typenreihe mit kantigen Formen und schwerem Heck an, in dem außer dem Steuermann auch noch vier Ruderknechte Platz fanden (Abb. 1). Nur der zum Landen so bequeme offene Bug ist hier durch einen steileren, noch über die Bordwand hinaufgebogenen, sog. Heven ersetzt. Gut zu erkennen ist auch der kurze, weit nach vorne gerückte Treidelmast.

Nicht wesentlich anders hat man sich das Krefelder Schiff des 13.—14. Jahrhunderts vorzustellen (Abb.4, 5). Es zeigt, dass die keltische Schiffbautradition nicht nur das Ende der politischen Selbständigkeit der Kelten überlebt hat, sondern ebenso das Ende des Römischen Reiches. Auch nach der fränkischen Landnahme muss es am Rhein noch genügend römische Bootsbauer und Schiffer gegeben haben, die solche Schiffe bauen und handhaben konnten und ihr Können an Kinder und Kindeskinder weitergaben, die bald mit den Franken zu einer einheitlichen Bevölkerung verschmolzen.

Wie ihre keltischen Vorgänger hatten auch die Zimmerleute des mittelalterlichen Boots zuerst die Eichenbretter des Bodens nebeneinander gelegt und an zwei bis drei Stellen mit einem Querbrett zusammengeheftet. Mit Hilfe von Feuer und Wasser bogen sie die etwa 7 cm dicken Bodenbretter für den Bugteil hoch, bis sie den unteren Plankengang mit Holzdübeln daran befestigen konnten. Noch zwei weitere Plankengänge wurden Kante auf Kante draufgesetzt, die zunächst auch wieder nur von wenigen Spanten gehalten wurden. Die meisten Spanten wurden erst nach Fertigstellung der Bootshaut eingepasst. Sie bestanden aus naturkrummem Eichenholz, liefen über die gesamte Breite des Bodens, stützten aber jeweils nur eine Bordwand, und zwar wie in keltischer Zeit immer abwechselnd die eine oder die andere. Nur mit Eisennägeln war der mittelalterliche Zimmermann viel sparsamer als der keltische. Fast alle Verbindungen zwischen Spanten und Planken führte er mit Holzdübeln aus. Nur an wenigen Stellen verwendete er die in typisch keltischer Weise umgebogenen großen Eisennägel.

Eine mittelalterliche Erfindung waren nur die eisernen Kalfatklammern, durch die das in die Plankennähte gestopfte Moos daran gehindert wurde, aus den Fugen herauszurutschen.

Mit dem mittelalterlichen Frachtkahn vom Niederrhein reißt aber die Geschichte dieses Schiffstyps keineswegs ab. Auf niederrheinischen Stadtansichten des 19. Jahrhunderts ist er ab und an noch zu finden. Ja, selbst in unseren Tagen ist er noch nicht völlig ausgestorben. Die Schweizer Pioniere fahren mit ihm auf den Alpengewässern und die Bamberger Fischer auf der Regnitz, wobei das Spiegelheck zum Aufhängen eines Außenbordmotors verwendet wird (Abb. 6). Die heute noch benutzten Boote sind nicht halb so lang wie das Krefelder Schiff, wesentlich schlanker und auch sehr viel leichter gebaut. Sie dienen ja auch nicht mehr dem Frachttransport. Aber in Form und Bauweise sind sie die letzten Zeugen einer über dreitausend Jahre verfolgbaren Schiffbautradition, in der das Krefelder Schiff das Mittelalter vertritt.

 

Detlev Ellmers

 

 

Abb. 1
Flussboot des Schiffers Blussus. Ausschnitt aus einem Mainzer Grabstein des 1. Jahrhunderts n. Chr. (nach einem kolorierten Abguss im Römisch-Germanischen Zentralmuseum)

Abb. 2
Goldenes Votivboot aus dem Fürstengrab vom Dürrnberg bei Hallein 5. Jahrhundert v. Chr. Länge 6,6 cm

Abb. 3
Flusspioniere bei der Bergung des mittelalterlichen Rheinkahns

Abb. 4
Vorläufiger Zusammenbau der Fundstücke

 

Abb. 5
Die Zeichnung: Flussboot von Krefeld, 13. bis 14. Jahrh., Länge 14,5 m

Abb. 6
Fischerboote auf der Regnitz bei Bamberg, 1972


 

D. Ellmers, Keltischer Schiffbau, Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 16, 1969, 84 ff.

Ein Mittelalterliches Schiff aus dem Rhein, Die Heimat, Jahrgang 43/1972
 
Für die Genehmigung zur Veröffentlichung der Texte und Fotos, bedankt sich der Verf. beim Dr. Reinhard Feinendegen.

Ergebnisseite:    1    2    3    4   vorwärts

zurück zu News
 

zum Seitenanfang

 

Home | Über Uns | News | Projekte | Museum Burg Linn | Veranstaltungen | Links | Sitemap | Suchen | Impressum