Ausstellung im Museum Burg Linn
ie
Gruppe Ulfhednar
versucht möglichst originalgetreue Rekonstruktion
mittelalterlicher Gegenstände und ihre praktische Erprobung zu
realisieren. Des weiteren soll durch die Präsentation der Rekonstruktionen und praktische Vorführung im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen das Interesse an der Beschäftigung mit Geschichte geweckt werden. Fleyer zur Ausstellungseröffnung im Museum Burg Linn,
Krefeld vom 26.08.2007 bis 02.12.2007
Videofilm
Film:
Archäologie in
Krefeld
Kurzvortrag von
Arian Ziliox
Nachgestellte Jagdszene
um ca. 400.000 v. Chr. in Schöningen, Kr. Helmstedt. Die Wurfspeere
wurden neben Jagdbeutereste mit Pferdeschädel gefunden und dienten dem
Bild als Vorlage.
Grafik: Schwarzer
Die
Hufspuren von Mertloch
n
einem Aschehorizont des Lacher-See-Vulkans bei Mertloch,
Kreis Mayen- Koblenz, sind an mehreren Stellen Hufabdrücke einer
Wildpferde-Herde festgestellt worden. Einige der Trittsiegel wurden im
Block geborgen und konserviert. Diese Pferdeherde lebte um
10.000 v. Chr.
Pferdeexperten konnten die Laufgeschwindigkeit des Pferdes bestimmen.
Von der Statur her waren die Tiere von Mertloch größer als die
sogenannten Przewalski- Wildpferde. Danach erfolgte kontinuierlich bis
in die Zeit um Christi Geburt eine
Verzwergung der Pferde in Mitteleuropa bis auf 1,25 m
Widerristhöhe.
Altsteinzeitliche Pferdeskelette und Schieferplatte
us
den Eiszeitlichen Schottern der Weserniederung bei Bremen
werden bei Baggerarbeiten oftmals Sklettreste von Tieren aus der Zeit
zwischen 60.000 und 30.000 v. Chr.
geborgen. Darunter sind
auffällig viele
gut erhaltene Schädel von Wildpferden, aber auch Teile des sonstigen
Knochengerüstes. Während der Kaltzeiten müssen große Herden von
Wildpferden in der norddeutschen Tiefebene gelebt haben.
Aus dem Braunkohle-Tagebau von Schönigen, Kreis
Helmstedt, sind mehrere Jagdplätze aus der Zeit
um 400.000 v. Chr. überliefert. Die
Wildpferde, wurden hier nicht mit Pfeil und Bogen, sondern mit
Wurfspeeren gejagt und anschließend mit Feuersteinmessern zerteilt. In
Gönnersdorf, Kreis Neuwied, wurde ein altsteinzeitlicher
Rastplatz aus der Zeit um 12.000 v. Chr.
ausgegraben. Dabei fand man viele Tierknochen, auch solche von
Wildpferden. Von herausragender Bedeutung sind Schieferplatten mit
Tierdarstellungen, auch solchen von Wildpferden. Die Schieferplatten
dienten offenbar einem Jagdzauber
(Abb. 1, 2 u. 3) .
Pferde als Jagdbeute
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3
Archäologische Nachweise
ährend
der Altsteinzeit (ca. 500.000 - 50.000 v. Chr.)
waren Wildpferde zusammen mit anderen Beutetieren wie Mammut,
Waldelefant oder Rentier, Bestanteil der
täglichen
Nahrung. Aus den eiszeitlichen Schottern und Kiesablagerungen Nord-
und Westdeutschlands sind zahlreiche Skelettreste von Wildpferden
geborgen worden. Sie repräsentieren den Typ des inzwischen
ausgestorbenen Steppentarpans oder des sogenannten Przewalski-
Pferdes. Schon um 400.000 v. Chr.
sind in wärmeren Perioden der Eiszeit Wildpferde vom
Alt- Menschen (homo erectus) gejagt
worden. Im Braunkohle- Tagebau von Schöningen, Kreis Helmstedt, wurde
ein Jagdplatz aus dieser Zeit archäologisch untersucht. Die dort
ebenfalls geborgenen hölzernen Wurfspeere sind die bisher ältesten Funde
von Waffen weltweit. Im Rahmen des Jagdzaubers sind bei Ausgrabungen im
Fundplatz von Gönnersdorf (um 12.000 v.
Chr.) Schieferplatten mit eingeritzten Beutetieren, so auch
vom Pferd, gefunden worden.
Ältesten Relikte von Wagen
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4
Fuhren Wagen auf dem Moorweg in Nordwestdeutschland?
ei
der Ausgrabung 1984 am Moorweg
VII (Pr) im Großen Moor bei Lohne, Kr. Diepholz, durch
das
Landesmuseum
für Natur und Mensch wurden zwei gut erhaltene Wagenachsen
gefunden (siehe Abbildung). Die Längere der beiden Achsen misst 1,83
m. Auffällig ist bei der längeren Achse eine zentrale Durchbohrung,
deren Funktion nicht ganz eindeutig geklärt ist. Beide Achsen wurden in
engem Abstand zueinander gefunden. Sie sind alt zerbrochen.
Sie stammen aus der Zeit um 3000
v. Chr. Somit gehören sie zu den ältesten überlieferten
Relikten von Wagen überhaupt.
Aufwändige Konstruktionen gegen die
Moorbewegung
Um 1300 v. Chr. hat
man angefangen, die Wege mit großer Sorgfalt aus exakt gespaltenen
Eichenbohlen zusammenzusetzen, eine etwa bis in das Jahr Null
praktizierte Bauweise. Die Bohlen der Wege waren auf beiden Seiten
gelocht, sodass man Pflöcke senkrecht in den Moorgrund einschlagen
konnte, um die Bohlen trotz der Bewegung der Mooroberfläche zu fixieren.
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Bohlenweg |
Hölzerner Bohlenweg. Ausstellung Museum Burg Linn. |
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Bohlenweg |
Detailansicht des hölzernen Bohlenweges. Ausstellung Museum Burg Linn. |
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Erfindungen
ölzerne
Scheibenräder und Wagenteile, die sich in Mooren Nordwestdeutschlands
erhalten haben, sind ca. 5.000 Jahre
alt. Sie zählen zu den ältesten Wagenbelegen weltweit. Die Wagen wurden
anfänglich von
Rindergespannen
gezogen. Noch etwas älter sind die frühesten Bohlenwege durch die Moore.
Das Pferd brauchte in der
Bronzezeit nur Kult- oder Streitwagen zu ziehen. Viel später
wurde es vor schwere Transportwagen gespannt.
Das Reiten wurde in Mitteleuropa erst
ab ca. 1.000 v. Chr. eingeführt.
Aufwändige Prunkwagen und verziertes Pferdezaumzeug sind besonders in
keltischer Zeit
ab 500 v. Chr. entwickelt worden.
Rekonstruktion eines Wagens aus der Steinzeit
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6
Wagen, die von Ochsen gezogen wurden,,,
us
zahlreichen Einzelfunden konnte der bekannte Moor- und Wagenforscher
Hayo Hayen, Oldenburg, einen
vierrädrigen
Wagen rekonstruieren, wie er im 3. Jahrtausend
v. Chr, von Rindergespannen über die hölzernen Bohlenwege
gezogen wurde.
Damals gab es auch schon zweirädrige, von Rindern
gezogene Karren, wie Darstellungen an Steingräbern der Wartberg-
Kultur in Hessen eindeutig zeigen.
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Ansicht der Räder |
Wurde von Rindergespannen über die hölzernen Bohlenwege gezogen. |
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Detail der Radnabe
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Rekonstruktion |
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Rekonstruktion eines Wagens aus der Jungsteinzeit
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Wurde von Rindergespannen über die hölzernen Bohlenwege gezogen.
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Typologie der Räder
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7
Räder, Räder, Räder....
uch
das Rad macht nach seiner Erfindung in den
nächsten Jahrtausenden eine Entwicklung durch. Am Anfang
bestand es noch aus einem Stück, meist Eiche, aber schon in der
Jungsteinzeit sind Räder aus
mehreren Teilen hergestellt worden, die durch Dübel oder
Einschubleisten, wie in Vinels, miteinander verbunden. Der nächste
Schritt waren Scheibenräder mit Halbmondförmigen Aussparungen, um das
Gewicht zu verringern. Diese Neuerung findet sich seit der
späten Bronzezeit. Eine weitere
Erfindung der frühen Bronzezeit (um 1.600 v.
Chr.) war die auswechselbare Buchse aus Weichholz, die in die
Nabe gesteckt wurde. Obwohl sie das Speichenrad kannten, haben die die
Germanen noch
bis um Christi Geburt hautsächlich das Scheibenrad mit
halbmondförmigen Aussparungen verwendet. Aus der Zeit danach kennen wir
aus Siedlungen zahlreiche Halbfabrikate von Speichenrädern.
Am dem späten Mittelalter
wurde das Speichenrad mit Sturz eingeführt, d. h. die Nabe ist nicht
achsial platziert, sondern zur Wagenmitte verschoben.
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Strebrad typ Mereurago |
Bronzezeit
Norditalien |
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Gegossenes Bronzerad |
870 v. Chr.
Stade, Kreis Stade. |
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Bronzebeschlagenes Speichenrad |
6. Jahrhundert n. Chr.
Mitterkirchen Oberösterreich |
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Dreiteiliges Scheibenrad |
1. Jahrhundert n. Chr.
Feddersen Wierde, Kreis Cuxhaven |
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Speichenrad |
1. bis 2. Jahrhundert n. Chr.
Feddersen Wierde, Kreis Cuxhaven |
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Scheibenradfragment |
1. bis 5. Jahrhundert n. Chr.
Feddersen Wierde, Kreis Cuxhaven |
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Scheibenrad und Wagenachse
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8
Zwei verschiedene Achstypen....
inmalige
Exponate sind das Fragment eines Scheibenrades aus dem Moor bei
Tannenhausen sowie eine 1,83 Meter lange Wagenachse, die am
Pfahlweg VI im Großen Moor bei Diepholz gefunden wurde.
Die Achse fällt
aufgrund von C14-Daten in die Zeit
um 3.200 v. Chr.
In anderen Mooren Nordwestdeutschlands sind
weitere Fragmente von Scheibenrädern geborgen worden, die zu den
ältesten gehören, die man überhaupt kennt (3.
Jahrtausend v. Chr.). Die ausgestellte Achse weist an den
runden Achsschenkeln und in der Mitte Durchbohrungen auf, die für die
Nabenstecker sowie für die Fixierung des eckigen Achsblocks am
Wagenkasten bestimmt waren. In Nordeuropa kennen wir nur
Radfunde, bei denen das Rad um die starre Achse rotiert. Dieses Prinzip
hat sich heute durchgesetzt.
Dagegen stammen aus den Uferrandsiedlungen der Schweizer
Räder, bei denen die Achsen mit dem Rad zusammen rotiert. Dieses
gänzlich andere Prinzip findet sich heute noch bei Wagen und Karren in
China und Südostasien.
Der Sonnenwagen von Trundholm
1902 wurde im Trundholmermoor,
Seeland/ Dänemark, das als Opfergabe deponierte Modell eines
bronzezeitlichen Pferdes geborgen.
Es ist auf einem sechsrädrigen Untersatz montiert
und zieht eine
Bronzescheibe,
die auf der einen Seite mit Goldblech belegt war. Am Hals und an der
Scheibe sind abgebrochene Ösen für eine Zugleine erkennbar. Der
Trundholmer Wagen war bei der Auffindung nicht vollständig erhalten.
1996 bis 1998 sind an gleicher
Stelle weitere Bruchstücke von Speichen, Felge und Nabe gefunden worden.
Das Pferd nahm um 1.600 v. Chr. offenbar schon einen
festen Platz in der Glaubensvorstellung der damaligen Menschen ein.
Der Fund wird so interpretiert, das das Modell im Rahmen
von Kulthandlungen zeigen sollte, wie die Sonne bei Tag von einem Pferd
über den Himmel gezogen wird. In der Nacht wurde die Sonne auf einem
Schiff durch die Unterwelt gefahren. Darauf deuten andere Darstellungen
hin.
Ein Miniaturwagen
ei
der Untersuchung einer spätbronzezeitlichen
Urne (ca. 9./ 8. Jahrhundert v. Chr.) mit Leichenbrand fanden
sich vier kleine Metallräder, die vermutlich zu einem hölzernen
Miniaturwagen
gehören. Solche
kleinen
Wagenmodelle sind in dem Zeitabschnitt bereits mehrfach belegt. Manchmal
trugen die Wagenmodelle einen kleinen Kessel aus Bronze, so dass ein
Zusammenhang mit Regenzauber vermutet wird. Antike Schriftquellen
berichten von Umfahrten mit Kultwagen bei Trockenheit.
Wagenteile aus verschiedenen Siedlungen
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11
Germanen, Kelten, Römer.....
n
Siedlungen der Germanen oder
Kelten vermitteln Halbfabrikate von
Rädern bisweilen einen guten Eindruck in die Technik der Stellmacherei.
Bei Speichenrädern wurden die Naben in der Regel gedrechselt. Die Felgen
bestehen
aus einzelnen Segmenten, die mit Dübeln aneinander gefügt wurden.
Meistens sind die Felgen nicht mit einem Eisenreifen versehen. Eine
Ausnahme bilden Streitwagen aus keltischer Zeit
oder römische Reisewagen.
Die Speichenräder bestehen oft aus unterschiedlichen
Holzarten. Für die Nabe wurde gerne die harte Heinbuche genommen, für
die Felgen Eiche, für die Speichen Esche. Eine besondere Technik
entwickelten die frühen Kelten, in
dem die Felgen hochwertiger Wagen aus einem Eschenspan gebogen wurden.
Aus der Zeit der Überfälle auf die
römischen Rheinprovinzen durch die
Alamannen und Franken
kennen wir viele Versteckfunde. Ein solcher Fund, der eiserne
Wagenbeschläge enthielt, ist vor Jahren auf dem Gelände einer
römischen Villa bei Froitzheim,
Kreis Düren, entdeckt worden. Wahrscheinlich wurden die Teile
beim Anrücken plündernder Franken
vergraben.
Pferde als Opfertier
-
12
Religiöse Vorstellungen der Völker
eit
seiner Zähmung, etwa ab 2.000 v. Chr.,
spielte das Pferd als Opfertier eine besondere Rolle bei
Kelten,
Germanen, Griechen und
anderen Völkern. Der Weltanschauung der frühen
Bronzezeit nach zog
es
die Sonnenscheibe über das Firmament.
Die römischen Schriftsteller Tacitus
berichtet von heiligen Pferden bei den Germanen,
die von Priestern befragt wurden. In bestimmten Seen versenkte man
Waffen, Zaumzeug und Pferde besiegter Gegner.
Bei Kultmahlzeiten aß man Pferdefleisch, was erst mit
Einführung des Christentums, besonders bei den
Altsachsen, unter Strafe gestellt
wurde.
Eine besondere Rolle spielten Haut und Schädel des
Pferdes. Letzterer wurde an den Giebeln von Häusern befestigt oder auf
Stangen gesteckt, um Unheil abzuwehren.
Hund und Pferd wurden bei der Errichtung von Gebäuden
oftmals als Bauopfer deponiert.
Opfermoore
-
13
Im Moor erhalten......
acitus
berichtet, dass die Germanen vor
einer schwereren Schlacht die Kriegsbeute Im Falle eines Sieges den
Göttern zu opfern gelobten.
Im
Opfermoor von Thorsberg, Schleswig- Holstein, ist
tatsächlich die Ausrüstung eines geschlagenen Heeres versenkt worden. Zu
einer Reitereinheit, die aus dem Gebiet zwischen Elbe und
Rhein stammen soll, gehören Teile von Zügelketten, Kehl- und
Nasenbergen sowie Riemenzungen eines Schweifriemens- Umhanges.
Alles ist aus Bronze oder Silber gefertigt. Wahrscheinlich gehört dieses
aufwändige Zaumzeug zu den Pferden der Anführer der feindlichen Truppe.
(Leihgabe Helms- Museum, Hamburg- Harburg) Das Stück einer
bronzenen Zügelkette aus dem Lengener Moor, Kreis Ammerland,
wurde wohl von Germanen, der dem Stamm der Chauken
angehört haben wird, dem Moor als Opfergabe überantwortetet.
Zäumung und Kopfgeschirr der Pferde
-
14
Die Erfindung der technischen Ausrüstung
chon
bald nach seiner Domestikation gelang es, das Pferd durch Trensen
zu beherrschen. Zu Beginn, d.
h.
in der frühen Bronzezeit, waren dies
noch Knebel aus Geweih oder
Knochen mit einem Mundstück aus Leder oder
organischen Material. Bald waren Trense und Mundstück ganz aus Bronze.
Ein Reitergrab der Zeit um 1.000
v. Chr. in Wildeshausen, Kreis Oldenburg,
enthielt aus Geweih gearbeitete Knebel bzw. Kopfgeschirrteile. Dieses
Zaumzeug wurde nachgearbeitet und mit gutem Erfolg am lebenden Modell
ausprobiert. (Leihgabe Landesamt für Denkmalpflege, Stützpunkt
Oldenburg)
Nur ungefähr 100 Jahre später
wurde ein Depot der Urnenfelderzeit
angelegt (um 900 v. Chr.), in dem
sehr gut erhaltene Teile, wie Schmuckscheiben, Klapperbleche und zwei
Endkappen einer Knebeltrense gefunden wurden. Als Fundort ist
Westdeutschland angegeben.
Pferdezaumzeug durch die Jahrhunderte
-
15
Die Erfindung der technischen Ausrüstung
ie
Bestanteile eine Pferdezaumzeugs, seien es Funde aus Geweih oder
Metall, werden fast immer ohne das Riemenwerk gefunden. Aus der Fundlage
der Objekte lässt sich aber viel zu deren Funktion erschließen. Deshalb
war es möglich, mehrere Kopfgeschirre wirklichkeitsecht nachzubilden.
Das älteste ist aus Geweih bestehend Geschirr von Wildeshausen, Kreis
Oldenburg ( um 1.000 v. Chr.), dann
folgt das Zaumzeug von Mitterkirchen, Oberösterreich
(7.
Jahrhundert v. Chr.),
schließlich das Zaumzeug von Wintrich, Kreis
Bernkastel-Wittlich (4. Jahrhundert v.
Chr.). In der Ausstellung sind noch weitere Stelen mit
nachgearbeitetem Kopfgeschirr aus jüngerer Zeit zu sehen.
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Keltisches Zaumzeug |
Rekonstuktion nach den Funden von Wintrich.
Leihgabe Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz |
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Keltisches Zaumzeug |
Rekonstuktion nach den Funden von Wintrich.
Detailansicht.
Leihgabe Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz
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Frühmittelalterliches Zaumzeug |
Rekonstuktion nach Funden von Beckum.
Leihgabe Privatbesitz
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Zaumzeug |
Kopfhalter mit doppelter Trensenstange.
Leihgabe F. W. Könecke, Moringen
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Sättel
16
Entwicklung der Sättel
ie
Römer kannten bereits einen
lederüberzogenen Kissensattel, den sogenannten Hörnersattel.
Durch die Vermittlung der Hunnen
kam ab dem 4./ 5. Jahrhundert bei
den germanischen Stämmen ein
Satteltyp auf, den man Bock- oder Trachtensattel nennt. Dieser besteht
im Wesentlichen aus zwei Seitenbrettern, den Trachten, die vorne und
hinten durch bogenförmige Holzbretter- Vorder- und Hinterzwiesel-
miteinander verbunden sind. Dieses hölzerne Sattelgestell verhindert,
das die Wirbelsäule eines Pferdes in Mitleidenschaft gezogen wird. Die
Verbindung der einzelnen Teile erfolgte durch Verleimen, durch Verdübeln
oder durch Verschnüren. Bei Mongolen und Tibetern ist dieser Satteltyp
noch heute in Gebrauch. Im Modernen Reitersport findet er sich noch bei
den sogenannten Island- und Camargue- Sätteln.
Normalerweise erhält sich von diesen ursprüngliche schmucklosen Sättel
nur die eiserne Schnalle des Bauchgurtes.
Auf dem altsächsischen
Gräberfeld von Rullstorf, Kreis Lüneburg, ist es gelungen,
bei einer Pferdebestattung (Grab 5075) einen solchen Sattel
mittels seiner eisernen Beschläge zu identifizieren und vor allem mit
Hilfe naturwissenschaftlicher Untersuchung festzustellen, dass das
Holzgestell aus Ahorn bestand und von dem Fell einer Hirschart überzogen
war. Der Sattel konnte mit großer Sicherheit rekonstruiert werden.
Gefunden wurden an dem Pferd auch das vollständige
Trensengebiss und die Beschläge der hölzernen Steigbügel und ihrer
Aufhängung. Der Fund datiert in das 7.
Jahrhundert n. Ch.
Sporen und Hufeisen
17
Entwicklung der Sporen und Hufeisen
eit
ihrem Auftreten in der späten keltischen
Zeit und bei den frühen Germanen
wurde die Form der Sporen weiterentwickelt. Im Hohen
Mittelalter waren es besonders dir
Stachelsporen aus
geschmiedetem Eisen, die überall
eingeführt waren.
Sporen von Rittern oder Adeligen waren bisweilen vergoldet oder mit
Silbereinlagen verziert. Radsporen kamen seit der
Mitte des 13. Jahrhunderts auf.
Ab wann Hufeisen verwendet wurden, ist immer noch
umstritten. Die Reitervölker der Hunnen,
Awaren und
Ungarn ritten auf beschlagenen Pferden. Man muß davon
ausgehen, dass die ersten Hufeisen kaum vor
1000 n. Chr. eingesetzt wurden. Das älteste weist einen
wellenförmigen Rand auf.
Die Vermutung, dass bereits die
Römer Hufeisen kannten, hängt wohl damit zusammen, dass auf
römischen Trümmerstellen viele
Hufeisen gefunden wurden. Wahrscheinlich stammen diese aber erst aus
einer Zeit, in der die Ruinen als Steinbrüche genutzt wurden.
In den mittelalterlichen Städten finden sich gelegentlich
ins Pflaster eingetretene Hufeisen (siehe Bild rechts).
Die reichen Gräber
n
Mitterkirchen, Niederösterreich, ist vor Jahren eine
Grabhügel- Nekropole der frühen Kelten ausgegraben worden. Dabei
wurde das komplette Kopfgeschirr eines Pferdes des
7. Jahrhunderts v. Chr.
geborgen.
Es besteht aus bronzenen Tutuli, Ringfußknöpfen, kleinen
Ringen sowie einer eisernen Trense mit drei anhängenden "Schaumringen".
Die Rekonstruktion ist bei einer der Stelen mit
Pferdekopf zu sehen. Im Benachbarten Grabhügel 10 lag eine reich
ausgestattete Frau auf einem ebenfalls aufwändig hergestellten
Funeralwagen (vgl. Abbildung auf der Raumtafel).
In spätkeltischer Zeit
kennen wir aus Mitteleuropa eine ganze Serie hervorragend
gearbeiteter Pferdegeschirre. Oftmals sind es Zierscheiben, mit denen
das Kopfgeschirr oder der Brustriemen von Zugtieren verziert war.
Der 1995 aufgedeckte, spektakuläre Grabfund von
Wintrich, Kreis Bernkastel- Wittlich (vgl. Stele mit
Pferdekopft), zeigt eine überraschende Lösung für ein
keltisches Pferdegeschirr.
Verschmolzene Bronzene Nabenringe von der Alsburg, Kreis
Northeim, belegen den Export keltischer
Wagen nach Norddeutschland.
Die germanische Elite war beritten
ufgrund
der unterschiedlichen Grabsitten bei den einzelnen
germanischen Stämmen kennen wir Reiter- und
Pferdeausstattungen nur aus bestimmten Gebieten.
Dem langobardischen
Kriegergrab 150 von Puttensen, Kreis Harburg,
wurden nicht nur mehrere Fibelpaare, Bewaffnungen und
römisches Bronzegeschirr mit ins
Grab gegeben, sondern gleich drei Paar Sporen. Importiertes
römisches Geschirr und Sporen waren
offenbar Statussymbole. Dies erkennt man auch bei den sogenannten
Fürstengräbern der Langobarden. Wie
in den beiden Gräbern von Marwedel, Kreis Lüneburg, sind
hier die Sporen ganz besonders aufwändig verziert. Mitunter wurden bis
zu acht versilberte oder vergoldete Sporenpaare dem Toten mit ins Grab
gegeben. In den Siedlungen der Germanen
finden sich oft importierte römische Pferdegeschirrteile, wie in
Kamen- Westick. Sie zeigen, dass auch bei jenen
Germanen, die das Bestatten von
Reitern mit Ausrüstung nicht kannten, ausgefallenes Zaumzeug beliebt
war.
Nach der Beschreibung Caesars
lehnten die Germanen den Gebrauch
von Sätteln ab. In Einzelfällen mag die Benutzung von Sätteln
römischer Machart
(Hörnersättel) auch ein Statussymbol gewesen sein. Es gibt Hinweise,
dass in den Opfermooren Dänemarks manchmal Sättel versenkt
wurden.
Es klappert und blinkt
20
Reiter in röm. Kastellen............
us
den römischen Kastellen,
besonders aus jenen, in denen Reitertruppen stationiert waren, wie etwa
Dormagen- Durnomagus oder Gellep-
Gelduba, ist eine große Menge
metallener Klapperbleche, Riemenverteiler,
Phalerae (Zierscheiben) und
anderes mehr vom Pferdezaumzeug überliefert. Hinzu kommen Trensen,
Rossstirne, Heckamoren, Bauchriemenbeschläge und
vieles mehr. Bei den Anhängern bilden die sogenannten
Phallusanhänger eine Besonderheit.
Sie sollten Unheil abwehren, und vor allem Militärpferde wurden mit
ihnen ausgestattet.
Außergewöhnliches Reiterzubehör sind auch Reiterhelme und
silberne Masken, die bei römischen Reiterspielen getragen wurden. Eine
solche Maske fand man auch am Ort der Varusschlacht bei Kalkriese.
In Krefeld- Gellep wurde ein interessanter Fund
gemacht, und zwar ein römischer Legionärshelm
aus Eisen, der offenbar von einem Germanen
umgearbeitet worden war. Er hatte den Nackenschutz abgetrennt und die
Ohrenausschnitte zusammengeschmiedet. Anschließend erhielt der Helm eine
neue Lederfassung, eine Tierfellauflage und Federschmuck.
Die Bataverschlacht
21
Pferde- und Sklettreste von Menschen
m
Herbst des Jahres 69 n. Chr. zog ein
größeres römisches Heer unter dem
Befehl des Legaten Vocula den Rhein
entlang nach Norden, um dem von aufständischen
Batavern und rechtsrheinischen
Germanen belagerten Xanten zu Hilfe zu kommen. Als die Römer
bei Gelduba (Krefeld- Gellep)
lagerten, wurden sie von einer Streitmacht der Aufständischen
angegriffen. Tacitus berichtet in
seinen Historien, dass die Römer
durch den unvermuteten Angriff vollständig überrascht wurden: Die
Bataver durchbrachen die
ungeordneten Reihen der römischen Hilfstruppen
und machten sich bereits daran die Legionäre
niederzumetzeln, als römische
Nachzügler in ihren Rücken auftauchten und das Blatt doch noch wendeten.
Jetzt gerieten die Aufständischen in Bedrängnis. Ihre Fußtruppen wurden
größtenteils eingeschlossen, während sich die Reiter durch Flucht retten
konnten. Auf dem Schlachtfeld fanden sich bislang 184 hastig
vergrabene Pferdekadaver (vgl. ausgestellter Befund aber auch
Sklettreste von Menschen. Die Mehrzahl der Pferde war offenbar beim
Sturmangriff auf die Lagertore zu Tode gekommen. Daher hatte man sie zum
Teil in die Lagergräben geworfen. Trotz Plünderung des Schachtfeldes
blieben vereinzelt auch Metallobjekte zurück, darunter ein
germanischer Reiterhelm und
Pferdegeschirr.
Verscharrtes Pferd aus der Bataverschlacht
22
Pferde- und Sklettreste von Menschen
uf
dem Gelände des römischen Kastells Gelduba
und in dessen Umkreis ist über viele Jahre intensiv gegraben worden.
Mehrfach stieß man dabei auf die Spuren und Hinterlassenschaften von
Kämpfen.
Noch 2005 wurden
erneut zwei Pferde aus der Schlacht des Jahres
69 n. Chr. aufgedeckt. Das in der Schlacht getötete Tier
liegt in einer größeren Grube, die mit Asche und verbrannten
Menschenknochen durchsetzt ist. Offenbar verbrannten die siegreichen
Römer nach der Schlacht zunächst die Gefallenen auf großen
Scheiterhaufen und beseitigten erst im Anschluss daran die
Pferdekadaver. Das ausgestellte Pferd warf man einfach in die
Luftzuführungsgrube eines der Scheiterhaufen, andere kamen in die
Lagergräben. Zwischen den Pferden lagen mehrfach abgetrennte menschliche
Gliedmaßen, die man offenbar bei der Verbrennung übersehen hatte,
darunter auch einige Schädel.
Reiter und Pferde in Stein
23
Grabsteine............
n
der römischen Provinz Germania inferior war es ein Privileg verdienter
Kavalleristen, dass sie nach ihrem Ableben einen Grabstein erhielten,
der mit einem Reiterbild geschmückt war.
In der Ausstellung sind zwei solcher Grabsteine zu sehen.
Zum einen der am Bonner Legionslager geborgene Stein des
Niger, der
nicht vollständig erhalten ist. Die Inschrift verrät, dass der Soldat
ein Nemeter war. Der Name seines Vaters,
Aeto, läst darauf schließen,
dass dieser ein Kelte war.
Niger gehörte der
ALA (Reitereinheit) eines
Pompeianus an. Brust und Stirn des Pferdes zierten
Lunulae. An den Riemenkreuzungen
sind Phalerae angebracht
(1. Jahrhundert n. Chr.).
Der andere Steinbock stammt aus Wesseling bei
Köln. Er gehört zu einem großen Pfeiler Grabmal, das in Erinnerung
an einen zu Reichtum gelangten Reiterveteranen gesetzt wurde. Aus dem
hier ausgestellten Fragmenten des Grabmals ließ sich eine
Reiterkampfszene rekonstruieren. Links sind
römische Reiter, rechts wohl
germanische dargestellt Möglicherweise bezieht sich die Szene
auf den Bataveraufstand.
(Leihgabe Rheinisches Landesmuseum, Bonn).
Begleiter ins Jenseits
ährend
der Merowingerzeit
(ca. 450 - 700 n. Chr.) mussten
viele Pferde ihren Herrn ins Jenseits folgen. In
Wallhall sollten sie ihm weiter dienen. Diese Sitte war
besonders bei den Altsachsen an
Weser und Elbe,
bei
den Thüringern und den Alamannen
verbreitet. Manchmal wurden die Köpfe der erst in der Grabgrube
getöteten Pferde abgetrennt und vermutlich für den Abwehrzauber
verwendet.
Da das Geschirr der Pferde oftmals mit in die Gräber
gelangte, kennen wir aus dieser Zeit besonders viele Zaumzeuge.
Die Pferdegrabsitte ist wahrscheinlich eine Übernahme von
den östlichen Nomadenstämmen. Die Awaren und Ungarn übten
sie noch in den Jahrhunderten danach aus.
Das Grab 1634 des Gräberfeldes von Rullstorf
-
25
Was uns Gräber alles erzählen können.............
er
altsächsische Friedhof von Rullstorf, Kreis Lüneburg, mit
bisher 131 Brand- und 31 Körpergräbern ist wegen seiner
zahlreichen Tierbestattungen von besonderem Interesse.
Die
meisten Gräber datieren in das 7. Jahrhundert
n. Chr. Zu den persönlichen Beigaben der Männer gehört fast
immer ein Pferd. Manchmal waren es auch mehrere Pferde und Hunde, von
denen einige ein Geschirr trugen. Die Tiere wurden immer unverbrannt in
Grabgruben deponiert.
Das Grab 1634, das innerhalb eines Kreisgrabens
angelegt war, stellt eine Besonderheit dar: Es enthielt drei junge
Hengste und einen geschirrten so genannten Lockhirsch. Der Hirsch war,
wie die beiliegenden Eisenteile zeigen, ähnlich aufgeschirrt wie ein
Pferd. Zur Brunftzeit diente er als Lockvogel für den aggressiven
Platzhirsch.
Die Männer von Rullstorf - vermutlich Großbauern
müssen leidenschaftliche Jäger gewesen sein. Wahrscheinlich wurden zu
Pferd Hetzjagden mit Hundemeuten abgehalten. Die Mitgabe des Hirsches
und der Jagdbeute macht deutlich, das man auch im Jenseits
beabsichtigte, auf die Jagd zu gehen.
Das Zaumzeug aus Grab 17 von Beckum
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26
Was uns Gräber alles erzählen können.............
as
Kopfgeschirr von Grab 17 des Gräberfeldes von Beckum,
Kreis Warendorf, wurde von M. Gruner, Chemnitz,
materialgerecht nachgearbeitet. Ein Beschlag des
Backenriemens
war alt zerbrochen und repariert worden. Die Beschläge, Niete und
Riemenzungen bestehen aus Bronze und sind verzinnt. Das Gebissstück
besteht aus Eisen.
Aufgrund der Zaumzeugteile in
merowingerzeitlichen Pferdebestattungen ist zu vermuten, dass
die Tiere über keinen Nasenriemen verfügen, sonst aber schon aufgezäumt
waren wie in der Jetztzeit. Das Verzinnen sollte ein Versilbern der
Metallteile vortäuschen. Die teilweise überdimensionierten eisernen
Knebel der Trensen sind mit ihren oberen Enden nach außen gebogen.
Sachse oder Friese?
nter
den Gräbern vom Galgenberg bei Cuxhaven- Sahlenburg ist
besonders Grab VI auffallend: Ein Krieger in einem 2,60 m
langen Kammergrab, dem seine Waffen, das eiserne Langschwert und der
Schild, die eiserne Trense seines Pferdes, ein lederbezogener
Holzsattel, ein in Resten erhaltener goldtauschierter Sporn, zwei
aufwändige Steigbügel und anderes mehr beigegeben wurden.
Man vermutet, dass am Galgenberg Angehörige einer
sächsischen Adelssippe bestattet wurden, die in die
Sachsenkriege
Karls des Großen verwickelt waren. In dieser Zeit war das
Gebiet bereits weitgehend von Friesen
besiedelt worden.
Sächsische und Fränkische
Pferdegräber
-
28 Was uns Gräber alles erzählen können.............
wischen
Elbe und Rhein gibt es eine größere Zahl hauptsächlich
sächsische, weniger
fränkische Pferdebestattungen. Unter
diesen sind die Gräber von Bremen-Mahndorf besonders
hervorzuheben, da dieses Gräberfeld eines der wenigen ist, das
einigermaßen umfassend ausgegraben wurde. Zaumzeugteile sind aus den
insgesamt 16 Pferdebestattungen jedoch nur wenige überliefert.
In Beckum, Kreis Warendorf, sind dagegen
wesentlich mehr Pferdegräber mit zum Teil aufwändigem Zaumzeug
archäologisch untersucht worden. Dort ließ sich beobachten, dass einer
herausgehobenen Person. als Fürst von Beckum bezeichnet, eine
größere Zahl von Pferden in Jenseits mitgegeben wurden. Das
Zaumzeug der Pferde ist eindeutig dem
fränkischen Kulturkreis zuzuordnen. Dazu gehören
beispielsweise die Vierriemenverteiler in getreppter Form, die sogar bis
in die skandinavischen Länder exportiert wurden. Das Inventar der
Pferdebestattung Grab 17 zeigt solche Vierriemenverteiler. Si
sind wie die übrigen Beschläge durch Einpunzen und Verzinnen kunstvoll
verziert. Versilbert sind dagegen die pyramidenförmigen Riemenverteiler
in einem Grab unter dem Xantener Dom.
Das Pferd als Statussymbol
ei
allen Stämmen und Völkerschaften entwickelte sich das Pferd bald zum
Statussymbol. Sei es, dass durch Einkreuzungen ein herausragender
Pferdetyp gezüchtet wurde, oder das das Pferd bei der Oberschicht mit
einem
aufwändigen, oftmals versilberten oder vergoldeten Zaumzeug und mit
allerlei Schmuck-Anhängern ausgestattet wurde. Diese Entwicklung lässt
sich bis in das hohe Mittelalter und
danach verfolgen. Oftmals enthalten die bildlichen Darstellungen auf
Schmuckscheiben und Riemenverteilern eine Botschaft. Selbst von wenig
gut berittenen Völkern, wie den Friesen, sind aufwändige Sporen
überliefert.
Funde aus dem Grab des berühmten
fränkischen Fürsten von Gelduba (Krefeld-Gellep)
mit seinem vergoldeten Spangenhelm stellen besonders prunkvolles
Pferdezaumzeug dar, das vom farbigen Stil der
Hunnen beeinflusst ist.
Reiterkrieger: das Pferd als Waffe
ährend
über Jahrtausende der Fußkämpfer die dominierende Rolle im Krieg
einnahm, wurden Reitertruppen schon bei
Germanen und Kelten in großem Stil eingesetzt. Caesar
berichtet in seinem Gallischen
Krieg
respektvoll von gut ausgebildeten Reiterschwadronen der
Germanen.
Bei den Römern gab es
eigene Reitereinheiten, meist nichtitalischer Herkunft, die in
besonderen Kastellen am Rhein stationiert waren.
Zu einer großen Gefahr für Mitteleuropa wurden ab der
Völkerwanderungszeit die Reiterheere
der Hunnen (4./ 5. Jahrhundert n. Chr.),
der Awaren (6. - 8. Jahrhundert)
und der Ungarn (10. Jahrhundert.
Das Fürstengrab von Krefeld- Gellep
-
31
Herrschaftliche Grabausstattung der Fürsten des 6. Jahrhunderts....
m
frühen 6. Jahrhundert entwickelte
sich eine Schicht von Adeligen, die dem jeweiligen König unmittelbar
unterstand.
Sie werden auch als Fürsten bezeichnet.
Auf dem Gräberfeld von Krefeld-Gellep wurde
1962 in der Nähe des einstigen
römischen Kastells Gelduba das Grab
eines Gefolgsmannes des Frankenkönigs Chlodwig
(466- 511) mit Namen ARPVAR
gefunden. Insignien der Macht waren u. a. ein sogenanntes
Ringknaufschwert mit goldenem, almandinbesetztem Griff und ein
vergoldeter Spangenhelm.
Außerdem war der Grabgrube ein aufwändig verziertes
Kopfgeschirr mit Trense beigegeben. Das Pferd selbst wurde nicht
mitbestattet.
Die Beschläge des Kopfgeschirrs sind mit höchstem Können
hergestellt. Auf einer Grundplatte aus Goldblech wurden goldene
Zellenstege und Perldrähte sowie Fassungen für Almandine
aufgelötet.
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Fränkischer Sattel |
Rekonstuktion des Fürstensattels aus Gellep um 530 n. Chr.
Leihgabe Helfert |
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Fränkischer Sattel |
Rekonstuktion des Fürstensattels aus Gellep um 530 n. Chr.
Leihgabe Helfert |
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Rittertum
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32
Reiter im Mittelalter............
nter
den Salischen Kaisern
(1024 - 1125) gewinnt das Reiterheer
stark an Bedeutung. In der Blütezeit des Minnesangs wird das
Schlachtross als Helfer des Ritters in Gefahr an den Herdfeuern der
Burgen oft besungen.
Gepanzert waren die Schlachtrösser bis zur
Mitte des 13. Jahrhunderts kaum, aber behangen mit
vergoldetem Zierrat und Scheiben mit Darstellungen oft dämonenartiger
Wesen - Widerhall antiken oder germanischen
Sagengut.
Aus dem hohen Mittelalter
bis zum Ende der Stauferzeit
(1266) sind Teile von Pferdezaumzeug
und Reiterzubehör in größerer Zahl von Ausgrabungen in Burgen bekannter
Geschlechter belegt. Beispiele sind die reichen Funde aus der Homburg
bei Hamm Herringen (Grafen von Mark) und aus dem
Stammsitz der Grafen von Berg. Weitere Stücke sind aus Burgen des
Kleinadels, aber auch aus den aufkommenden Städten überliefert.
Für die Genehmigung zur Veröffentlichung der
Texte und Fotos, bedankt sich der Verf. beim Museumsdirektor vom
Museum Burg Linn Dr. Christoph Reichmann
und
Prof. Dr. Manfred Rech er ist Inhaber des
Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte an der Uni Bremen und
Landesarchäologe in Bremen
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